Freitag, 27. März 2015

Grenzerfahrungen in der Konsumgesellschaft (7)


Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber wenn ich in bestimmte Situationen gerate, passiert es mir manchmal, dass mir Szenen aus Filmen und oder Comics in den Sinn kommen, die aus irgendwelchen Gründen einmal auf meiner körpereigenen Festplatte gelandet sind, weil sie einfach passen wie Arsch auf Eimer. Weil mich das, was ich da gerade erlebe, mich so daran erinnert und man das einfach nicht besser sagen kann.

In Ralf Königs modernem Klassiker 'Der bewegte Mann' zum Beispiel kommt folgende, gleichermaßen zeitlos gültige wie hochkomische Episode vor: Die Co-Hauptfigur Norbert Brommer möchte sich gemeinsam mit zwei Freunden einen schönen Abend machen und sich in einem Programmkino die Visconti-Verfilmung von 'Der Tod in Venedig' ansehen. Als die drei vor Ort ankommen, stellt sich heraus, dass es sich um ein stinknormales 08/15-Kino handelt, von dem mit Rigipsplatten ein kleines, hellhöriges Nebengelass mit winziger Leinwand fürs ambitionierte Minderheitenprogramm abgetrennt ist. Dort läuft 'Tod in Venedig', während im Hauptkino das heute völlig zu Unrecht vergessene Meisterwerk 'Ruckzuck ist die Fresse dick' von und mit Sylvester Stallone gegeben wird.

Sonntag, 22. März 2015

Tölen und Trottel reloaded


Einem verbreiteten Vorurteil zum Trotze, ist es nicht so, dass Fanatiker grundsätzlich humorlos wären, doch ist ihr Humor in der Regel ein armseliger und hinterhältiger. Lachen können sie wohl, aber nur dann, wenn es ihren Gegnern an den Hals geht. Sind sie hingegen qua Humor gefordert, auch mal über sich zu lachen, kann es schlimmstenfalls zu Aggressionen kommen. Das liegt, klar, an ihrer einseitigen Wahrnehmung der Welt, dass sie sich, resp. ihre Sicht auf selbige für die einzig Maßgebliche halten und daran, dass sie sich prinzipiell in der Defensive fühlen. Eine Zeit lang musste ich es beruflich mit einem Ultrafan des anderen, des königsblauen Vereins aushalten. Gewann sein Verein und verlor meiner, dann schien ihm die Sonne aus dem Hintern und alle mussten seine schalen Scherzchen ertragen. War es umgekehrt, dann kam man ihm besser nicht zu nahe.

Sonntag, 15. März 2015

Seltsamkeiten


"Schön ist wüst, und wüst ist schön.", so sagen's die Hexen beim ollen Shakespeare. Und in der Tat, manchmal scheint es, als ob die Dinge sich tatsächlich in ihr jeweiliges Gegenteil verkehren. Durchaus oft zu hören ist ja die Klage, der Jugend von heute fehle es eklatant an Allgemeinwissen. Nur scheint das inzwischen längst nicht mehr auf schluffige Youngster beschränkt zu sein. So hätte ich etwa nie gedacht, dass ich als kompletter unternehmerischer Laie und notorisch abhängig Beschäftiger mich einmal bemüßigt fühlen würde, Unternehmern etwas über elementarste marktwirtschaftliche Grundbegriffe beibringen zu müssen, weil diese offenbar immer weniger beherrscht werden.