Dienstag, 12. April 2016

Ronny des Monats - April 2016


So, Herr Erdogan, Herr Böhmermann, jetzt gehen Sie mal kurz zur Seite! Es ist nämlich Zeit für die allmonatliche Ronny-Verleihung. Wenngleich der ganz große Kracher seit der letzten Verleihung ausgeblieben ist, war die Bewerberszene wieder einmal so fleißig, dass ich mich schweren Herzens durchringen musste, einige nicht in die engere Wahl zu nehmen. Cathleen Martin etwa. Die ist sächsische Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft und hat die Faxen dicke. Weder kann sie verstehen, wieso alle immer so voll gemein auf der sächsischen Polizei herumhacken, noch wieso es ein Problem sein soll, dass sie das in einem Interview mit der 'Jungen Freiheit' äußerte. Die Frau ist in ihrem ganzen echten oder gespielten Nichtwissen inzwischen einfach zum kotzen durchschnittlich.

Ebenso vertraut mittlerweile, dass gewisse Bürger sich nicht mehr an einfachste Regeln des Anstands gebunden sehen und glauben, ihr Unmut, ihre Meinung sei immer und überall willkommen und jeder habe das immer und überall zu erdulden (liegt für mich unter anderem auch am Internet, in dem es immer und überall heißt: Pöbeln Sie mit, Ihr Hass ist uns wichtig! Just my two Cents). Daher überrascht es auch nicht, dass einige bei einem Bürgerdialog in der Dresdner Kreuzkirche meinten, einen seit Jahrzehnten in Deutschland lebenden Mosambiquaner, der über die Ängste fremd aussehender Bürger reden wollte, auslachen zu müssen. Genau, soll sich nicht so haben, der Schwatte! Doof, provinziell, peinlich - aber eben auch erschreckend alltäglich im Jahr 2016.

Zur Sache. Die Nominierten des Monats:

Platz 5: Bauer schützt Frauen*
Nicht, dass er es nötig hätte. Er könnte ja jede haben. Jede!  Ach was, drei an jedem Finger. Aber bei fremdländischen Giergrapschern, da hört der Spaß mal auf für ihn. Da ist Feierabend, aber so was von! Da wirft er sich in seine schimmernde Rüstung und...
(Bei mit * markierten Links handelt es sich um facebook-Links)

Platz 4: 12. März. Berliner Hauptbahnhof. Die Frisur sitzt.*
Noch so ein Pfosten mit dem Talent, in einem einzigen Bild vieles von dem zusammenzufassen, was seit einiger Zeit so schiefläuft. Bei dem Spruch handelt es sich übrigens um einen abgewandelten Klassiker aus der Fanszene des 1. FC Köln. Also noch nicht mal kreativ. Wie überhaupt die diversen Umtriebe Rechter Recken ein kleines bisschen weniger schwer erträglich wären, wenn sie nicht diesen Hang zum komplett ironiefreien Holzhammer-Humor hätten, dem es an jeglichem Hintersinn und jeder Finesse fehlt.

Platz 3: Die rechte Spaßguerilla und ihre Kapriolen
Fairerweise muss man sagen, dass man sich hier und da schon um Kreativität bemüht. Etwa in Gelsenkirchen. Dort und andernorts wurden in letzter Zeit wiederholt im Schutze der Dunkelheit Schweinefüße vor Moscheen deponiert, wohl wissend, dass es sich dabei um eine echte Beleidigung handelt. Haha, köstlich! Ob man sich das auch bei Synagogen traut? Im Judentum pflegt man schlißelich ein ähnliches Verhältnis zu den rosigen Schnitzellieferanten wie im Islam. Nun, im Salamiland Ungarn praktiziert man das schon länger mit gewissem Erfolg. Wollt's nur mal gesagt haben.
Und im sachsen-anhaltinischen Halle an der Saale haben Scherzkekse ein Wahllokal zugemauert, in denen mit Flüchtlingen und Zuwanderern eine Probeabstimmung zur anstehenden Landtagswahl hätte stattfinden sollen. Der Schaden, den die lustigen Lausbuben angerichtet haben, musste wahrscheinlich von unseren Steuergeldern behoben werden.

Platz 2: Rohrbombe vor von Syrern bewohntem Haus in Eisenach
Das ist schon weniger witzig. Auf der Rohrbombe waren übrigens Hakenkreuze eingraviert. Vermutlich hat die Polizei vor voreiligen Schlüssen gewarnt. Immerhin: Geprüft, hieß es polizeilicherseits, werde ein fremdenfeindlicher Hintergrund. Soso.


Und nun, meine Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser, liebe Freundinnen und Freunde, der erste Preis des Monats April für:

Platz 1: Bayerisches Braunbier
Die Brauerei Röhrl aus Straubing brachte im März ein Bier namens 'Grenzzaun-Halbe' auf den Markt. Das Logo gemahnte aus der Ferne an die SS-Rune, das Mindesthaltbarkeitsdatum der ersten Charge war der 9. November, auf dem hinteren Etikett prangte ein Totenkopf-Logo und das Gebräu wurde inklusive Pfand für 88 Cent pro Flasche verkauft. Nach heftigen Protesten sah die Brauerei sich gezwungen, das Bier wieder vom Markt zu nehmen.
Ich weiß nicht, was ich ekliger finden soll: Das ganze Produktdesign oder die aufreizende Ahnungslosigkeit des Geschäftsführers, der was von böswilligen Unterstellungen und reinen Zufällen faselte (bisschen viele auf einmal für meinen ganz persönlichen Geschmack) und auf verfolgte Unschuld machte. Wahrscheinlich war halt ein Grafiker mit der Maus ausgerutscht. Ein reiner Marketing-Gag sei das gewesen. Klar, fragt sich nur, für welche Zielgruppe. So könnte es zum Beispiel sein - rein hypothetisch jetzt -, dass es sich um einen Versuch gehandelt hat, ein neues Szenegetränk für ganz bestimmte Kreise zu kreieren. Flüssiges Thor Steinar sozusagen. Wohl bekomm's!


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