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Freitag, 8. März 2024

Meinen und anderes


Ein zunehmendes Problem an der uns durch diverse Online-Medien umgebenden Nachrichtenflut ist für mich, dass ich mich permanent gedrängelt bis genötigt fühle, mir sofort eine Meinung zu allem möglichen zu bilden. Dabei bin ich noch nicht mal groß in ‚sozialen‘ Medien unterwegs, sondern meist nur als Zaungast, TikTok ist mir bislang nur durch Zufall passiert. Auf dem Handy als Werbung. Ich weiß nicht viel, aber das immerhin: Wenn mir einer erzählt, ich solle meine Nachrichten unbedingt aus 'alternativen Medien' holen, denn dort sei, anders als in den notorisch lügenden 'Systemmedien', der wahre Jakob unterwegs, dann werde ich das garantiert nicht tun.

Samstag, 2. März 2024

Teilrasiert, nass

 
Seit ungefähr dreißig Jahren trage ich einen gestutzten Vollbart. Mein vordringlicher Grund, auf Gesichtspelz umzustellen war damals Bequemlichkeit. Ich vertrug Trockenrasieren nicht und hatte mich daher nass rasiert. Da ich aber einer der ärgsten Morgenmuffel war und immer auf den allerletzten Drücker unterwegs (was sich altersbedingt inzwischen deutlich gelegt hat), nicht selten auch verkatert, waren die Resultate meiner Nassrasuren mitunter wenig gründlich, nicht selten auch blutig. Dann war mir als Nutzer von Systemrasierern schon bald klar geworden, dass es sich bei den Herstellern von Mehrfachklingen nicht um Bart- sondern um Halsabschneider handelt, deren Geschäftsmodell ich nicht weiter unterstützen wollte.

Mittwoch, 28. Februar 2024

Was nicht stimmt


"Was stimmt mit dieser Kulturbranche nicht?", fragt David Baum sich. Die Frage ist berechtigt. Spätestens seit der gruseligen Abschlussveranstaltung der diesjährigen Berlinale am Sonntag. Was war geschehen?

"Während der Preisverleihung gab es Statements, die angeblich als Kritik an der israelischen Politik in Gaza und im Westjordanland gemeint waren, aber durch die Verwendung der falschen Begriffe Genozid und Apartheid klangen wie die Kürzel antisemitischer Propaganda. Niemand reagiert, niemand widerspricht mit Macht. Im Saal herrscht, so wirkt es auf den Aufnahmen, der gemütliche Konsens derer, die immer schon wussten, was alles an diesem kleinen Land Israel falsch ist, was es besser mal täte und sein ließe." (Nils Minkmar)

Montag, 5. Februar 2024

Moderne Reliquien


Bei Thomann, Deutschlands größtem Online-Instrumentenhändler, ist eine in Mexiko hergestellte Fender Telecaster ab 750 Euro zu bekommen. Je nach Ausführung können durchaus auch ein paar Tausender fällig werden. Gibson Les Paul-Gitarren sind so ab 1.400 Euronen aufwärts erhältlich. Das sind erstaunlich stabile Preise: In den Achtzigern klampfte ich als Schüler mäßig begabt auf der Gitarre herum, träumte aber gleichwohl heftig von der Fender Stratocaster im Schaufenster einer örtlichen Musikalienhandlung. Dafür hätte ich damals um die 1.500 D-Mark zusammenkratzen müssen. Schwierig, wenn man nebenbei noch den Ehrgeiz hat, eine Plattensammlung aufzubauen.

Freitag, 2. Februar 2024

Das einzig Stetige


"Wer allzuviel umarmt, der hält nichts fest." (Hofmannsthal)

Wenn in einer Mensa oder einer Kantine eine vegetarische oder vegane Option gefordert wird, was nur einen geringen Prozentsatz der Bevölkerung abbildet: Aufschrei von wegen Zwangsbeglückung und grüntotalitäre Erziehungsdiktatur! Wenn die Politik gegen eine Erbschaftssteuer agiert, die nur einen sehr geringen Prozentsatz der Bevölkerung beträfe: Na ja, muss man schon verstehen, irgendwie. (Ja, der Vergleich hinkt ein wenig, denn von Essen sind wir alle jeden Tag sehr real umgeben, während Erbschaftssteuern im Alltag der meisten Menschen eher abstrakt bleiben.)

Samstag, 6. Januar 2024

Schätzelein

 
In Essen habe ich von 1990 bis 1996 studiert. Wiewohl die Stadt mit nie Heimat geworden ist, hängen doch einige Erinnerungen dort. Außerdem fiel mir ein, dass ich den zu recht berühmten Domschatz bloß ein Mal und sehr flüchtig in Augenschein genommen habe. Da ich ein paar Tage frei hatte, und es am Freitag zur Abwechslung mal nicht pausenlos schüttete wie aus Eimern, bot sich eine kleine Reise in die Vergangenheit an. Drei liebe Menschen, mit denen ich schon lange zu tun habe, wollten sich anschließen. Die Vorzeichen für einen netten, anregenden Tag standen also gut.

Dienstag, 19. Dezember 2023

Glühwhine


Unter jenen, die sich für mit Geschmack gesegnet halten, herrscht in diesen vorweihnachtlichen Zeiten quasi Konsens: Glühwein geht gar nicht. Picksüßes gepanschtes Zeugs, das in einer Liga kickt mit -- oleee ole-olee-oleeee!!! --  aus dem Eimer eingenommenem Sangria am Ballermann. Nun gut, da es offenbar langsam langweilig wird, sich alle Jahre wieder an Konsumterror, Firmenweihnachtsfeiern und Ohrenfolter wie 'Last Christmas' abzuarbeiten, ist heuer halt verstärkt Gevatter Glühwein dran.

Dienstag, 31. Oktober 2023

Erschlagen

 
Der neue 'Asterix'-Band 'Die weiße Iris' ist mehr als gelungen. Endlich!

Seitdem ich die 'Asterix'-Renaissance hier begleite, bin ich der Meinung, die Geschichte ist nicht das Problem, das Gerede, 'Asterix' sei "ein auserzählter Witz" (Arno Frank) habe ich immer für Blabla gehalten. 'Asterix' hat auch zu Réne Goscinnys Lebzeiten diverse gesellschaftliche Umbrüche verkraftet, eine wilde Zeit wie diese sollte eigentlich genügend Themen liefern. Das Problem trug für mich immer den Namen des Texters Jean-Yves Ferri. Der konnte mit dem ganzen Stoff sichtlich nichts anfangen, verhob sich ein ums andere Mal und machte hanebüchene handwerkliche Schnitzer. Hatte kein Gespür für Timing und Komposition, ihm unterliefen immer wieder derbe Logikfehler (ein aufmerksames Lektorat sollte so was eigentlich im Blick haben und korrigieren).

Samstag, 21. Oktober 2023

Wieder ganz Ohr


Die von 1993 bis 2004 produzierte, in Deutschland von 1995 bis 2004 ausgestrahlte Serie 'Frasier' bescherte mir einst viele frohe Stunden und belehrte mich Ignoranten darüber, dass Sitcoms mitnichten seichter Quark sein müssen, sondern höchst geistreiches, clever gemachtes Kunsthandwerk sein können. Ich kaufte DVDs, ich besitze sie heute noch.

Dienstag, 22. August 2023

Das Böse ist immer und überall

 
Regina Schillings Dokumentation 'Diese Sendung ist kein Spiel' versteigt sich zuweilen ins arg Verquaste. Das ist schade um die guten Ansätze.

Denjenigen, die sich für die Verfasstheit der Bundesrepublik West während der Nachkriegsjahre interessieren, kann Regina Schillings Dokumentarfilm 'Kulenkampffs Schuhe' von 2018 nicht genug empfohlen werden. Schilling verknüpft ihre eigene Familienbiographie, den sozialen Aufstieg ihres Vaters, der es als Drogist während der Wirtschaftswunderjahre 'zu etwas bringt', wie das hieß, mit den Biographien damaliger Fernsehgrößen wie Hans-Joachim Kulenkampff, Peter Frankenfeld, Horst Tappert und Hans Rosenthal.

Samstag, 5. August 2023

Sommerloch: In die Lehrermangel genommen


Kann natürlich sein, dass ich mich da täusche, aber in Deutschland scheint es mitunter einen Hang zu geben, exakt das Gegenteil von dem zu tun, was rational und vernünftig wäre.

Viele amerikanische Unternehmen haben das seit Urzeiten kapiert und perfektioniert: Der wahre Segen liegt nicht im Verkaufen allein, sondern vor allem auch im Beschwerdemanagement. Klug ist es daher, die besten, talentiertesten Verkäufer nicht nur ins glamoröse Scheinwerferlicht der Verkaufsräume zu stellen, sondern sie, ordentlich geschult und bezahlt, versteht sich, Reklamationen bearbeiten zu lassen. In deutschen Unternehmen dagegen, in 'traditionellen' zumal, scheint Reklamationsabwicklung immer noch eine Strafarbeit für Unbegabte zu sein, die irgendwelchen Mist gebaut haben.

Samstag, 29. Juli 2023

Sommerloch: Steinerne Schlussstriche


"Watt fott ess, ess fott." (Rheinisches Grundgesetz, § 4)

Ich bekenne, durchaus etwas über und ein Faible zu haben für alte Gemäuer und so genannte 'geschichtsträchtige' Orte. Stehe ich im Oktogon des Aachener Doms, vor dem Speyerer Dom, in der Hagia Sophia, der Kathedrale von Saint-Denis, am Londoner Tower, auf dem Forum Romanum, der Nürnberger Kaiserburg oder an ähnlichen Orten - you name it - und lasse die Gedanken schweifen, dann geht mir das Herz auf. Als Kind und Heranwachsender fand ich den alten Kram erst totenöde, da komplett uninteressant, dann war er mir egal. Als ich begann, mich für Geschichte zu interessieren, wurde das anders. Wer mit mir in den Kölner Dom geht, muss sich auf einen längeren Aufenthalt gefasst machen, denn ich finde immer was Spannendes zu entdecken.

Montag, 19. Juni 2023

Zum Zweiten


Auf die Gefahr hin, wieder tüchtig auf die Mappe zu kriegen, soll hier noch einmal von Rammstein/Lindemann die Rede sein. Es beruhigt ein wenig, nicht der einzige zu sein, dem auffällt, dass an der ganzen Berichterstattung etwas seltsam ist. Und bevor das hier wieder losgeht: Sollte es tatsächlich zu sexueller Gewalt/Nötigung bzw. zu sexuellem Missbrauch gekommen sein, egal, in wie vielen oder auch wenigen Fällen, dann gäbe es da nichts zu relativieren. Lindemann und seinen eventuellen Mittäter*innen möge man das nachweisen und sie zur Verantwortung ziehen. Keine zwei Meinungen.

Freitag, 9. Juni 2023

Secession/Immersion


Das internationale Projekt 'Culturespace' hat seit Beginn des Jahres eine Dependance in Dortmund auf dem Phoenix-Gelände. Eine knappe Stunde 'immersive' Multimediaschau kann man sich geben. Zunächst Wien um 1900, dann Gustav Klimt/Egon Schiele und danach ein kürzerer Abschnitt zu Friedensreich Hundertwasser. Umrahmt von der zeitgenössischen Präsentation 'Journey'. Untermalt von jeweils passender Musik. Beethoven, Chopin und Mahler bei Klimt/Schiele, Zeitgenössisches, u.a. John Cage, bei Hundertwasser.

Samstag, 3. Juni 2023

Rammelstein


"Die bürgerliche Gesellschaft besteht aus zwei Arten von Männern, aus solchen, die sagen, irgendwo sei eine Lasterhöhle ausgehoben worden, und solchen, die bedauern, die Adresse zu spät erfahren zu haben." (Karl Kraus)

Angeblich soll Till Lindemann, Frrrontmann der Rrrumms-Rrrocker Rrrammstein, sich systematisch junge Frauen für sexuelle Handlungen hat zuführen lassen. Den Interessentinnen soll aber vorab klargemacht worden sein, dass der Zugang zu Konzert und Party nur bei ausdrücklichem Interesse an Geschlechtsverkehr mit Till Lindemann gewährleistet sei. Das kann man selbstredend geschmacklos finden, unromantisch und/oder generell scheiße, da eventuell nicht deckungsgleich mit dem eigenen Verständnis von Liebe/Sexualität/Romantik. Solange aber kein Zwang stattgefunden hat und keine Gewalt im Spiel war, dann ist das nicht verboten und geht in Ordnung.

Samstag, 27. Mai 2023

Buntmetallisches

 
Tja, gibste öffentlichkeitswirksam das Benin-Buntblech an Nigeria zurück, stellste fest: Das geht gar nicht in den Besitz des Volkes über und landet auch nicht, wie angekündigt, in einem schmucken Museum zu Nutz, Frommen und Erbauung der Allgemeinheit, sondern geht über in den Besitz des heutigen Oba von Benin, der damit, wenn er mag, seinen Partykeller dekorieren oder die Teile bei Sotheby’s verscheppern kann, wenn's mal klemmen sollte.

Freitag, 19. Mai 2023

Dolce vita alla scatola


"Dosenravioli verfeinert man am besten, indem man sie ungeöffnet in den Müll schmeißt." (Kommentar auf chefkoch.de)

Zwei Dinge sollte man tunlichst nicht in einem Topf verrühren: Das, was man essen würde, wenn es sonst keine Alternative gibt zum Hungertod (das ist eine Frage des nackten Überlebens), und das, was man essen würde, wenn man mehr oder minder die Wahl hat (das ist eine Frage von Geschmack, Esskultur und meinetwegen auch von Gesundheitsbewusstsein; neuerdings immer öfter auch eine Frage der Moral).

Sonntag, 7. Mai 2023

Kopf. Krone.


Disclaimer: Ich habe mir die gestrige Krönungszeremonie angesehen. Aus Interesse. Wenn der nunmehr Bekrönte so lange durchhält wie seine Mutter, dann gönge ich bei der nächsten Krönung in Westminster Abbey stramm auf die Achtzig zu. So ich dieses Alter erreiche. Vielleicht teilt Charles III. bis dahin aber auch das Schicksal seines Namensvetters aus dem 17. Jahrhundert, der sein Leben bekanntlich mit 30 Zentimetern weniger Körpergröße beendete. (Dekapitation war damals ein so legitimes wie erprobtes, auf jeden Fall sicheres Mittel, dynastische Scherereien final zu regeln. Wäre heute nicht mehr so das Mittel der Wahl.)

Montag, 1. Mai 2023

Vermischtes und Zeugs (XLIX)

 
"Lieber ein erfahrener Ü70 als ein abgebrochener Student", so ließ es Berlins Ex-Regierender nun verlauten. Oh ja, der "abgebrochene Student", der sich erdreistet, einfach so Politik machen zu wollen, obwohl er noch nicht mal ein Examen hat! Dies neue Feindbild des gnatternden Kleinbürgers. Reiht sich nahtlos ein in das der linksliberalen woken Birkenstockträger/Lastenradfahrer, die allen immer alles verbieten wollen.

Freitag, 28. April 2023

Spurensuche

 
Es gibt durchaus so etwas wie die Ungnade der späten Geburt. Denn für den 'Baum' war ich zu jung. Der 'Baum' war eine Szenekneipe in meiner Heimatstadt. In einem Gründerzeitbau mit hohen Decken und neuromanischen Gewölben. Der Name kam daher, dass drinnen ein echter Baum stand. Keine Ahnung, was für einer. Als der Laden 1983 schloss, war ich noch nicht im kneipenfähigen Alter. Wäre ich ein paar Jahre älter, ich hätte wohl dauernd dort abgehangen. Unter anderem, weil es keinen Verzehrzwang gab. Der Laden verstand sich nicht als reine Kneipe, sondern als soziokultureller Treffpunkt. In den späten Siebzigern funktionierte so was. Zumindest eine Zeitlang.