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Montag, 5. Februar 2024

Moderne Reliquien


Bei Thomann, Deutschlands größtem Online-Instrumentenhändler, ist eine in Mexiko hergestellte Fender Telecaster ab 750 Euro zu bekommen. Je nach Ausführung können durchaus auch ein paar Tausender fällig werden. Gibson Les Paul-Gitarren sind so ab 1.400 Euronen aufwärts erhältlich. Das sind erstaunlich stabile Preise: In den Achtzigern klampfte ich als Schüler mäßig begabt auf der Gitarre herum, träumte aber gleichwohl heftig von der Fender Stratocaster im Schaufenster einer örtlichen Musikalienhandlung. Dafür hätte ich damals um die 1.500 D-Mark zusammenkratzen müssen. Schwierig, wenn man nebenbei noch den Ehrgeiz hat, eine Plattensammlung aufzubauen.

Montag, 19. Juni 2023

Zum Zweiten


Auf die Gefahr hin, wieder tüchtig auf die Mappe zu kriegen, soll hier noch einmal von Rammstein/Lindemann die Rede sein. Es beruhigt ein wenig, nicht der einzige zu sein, dem auffällt, dass an der ganzen Berichterstattung etwas seltsam ist. Und bevor das hier wieder losgeht: Sollte es tatsächlich zu sexueller Gewalt/Nötigung bzw. zu sexuellem Missbrauch gekommen sein, egal, in wie vielen oder auch wenigen Fällen, dann gäbe es da nichts zu relativieren. Lindemann und seinen eventuellen Mittäter*innen möge man das nachweisen und sie zur Verantwortung ziehen. Keine zwei Meinungen.

Samstag, 3. Juni 2023

Rammelstein


"Die bürgerliche Gesellschaft besteht aus zwei Arten von Männern, aus solchen, die sagen, irgendwo sei eine Lasterhöhle ausgehoben worden, und solchen, die bedauern, die Adresse zu spät erfahren zu haben." (Karl Kraus)

Angeblich soll Till Lindemann, Frrrontmann der Rrrumms-Rrrocker Rrrammstein, sich systematisch junge Frauen für sexuelle Handlungen hat zuführen lassen. Den Interessentinnen soll aber vorab klargemacht worden sein, dass der Zugang zu Konzert und Party nur bei ausdrücklichem Interesse an Geschlechtsverkehr mit Till Lindemann gewährleistet sei. Das kann man selbstredend geschmacklos finden, unromantisch und/oder generell scheiße, da eventuell nicht deckungsgleich mit dem eigenen Verständnis von Liebe/Sexualität/Romantik. Solange aber kein Zwang stattgefunden hat und keine Gewalt im Spiel war, dann ist das nicht verboten und geht in Ordnung.

Sonntag, 19. März 2023

Musikalische Jubiläen (4)

 
Vor 50 Jahren erschien das Album 'The Dark Side Of The Moon' von Pink Floyd. Das geht mich an.

Ich war elf Jahre alt und es war schon dunkel. Das Elternhaus meines Schulfreunds K. hatte eine Art Multifunktionskeller, der für dieses und jenes genutzt wurde. Zu der Zeit hatte K. den Raum in eine, sagen wir, zeittypische Räuberhöhle verwandelt. Es lagen Flokatis und Matratzen auf dem Boden. Wir fläzten zu dritt herum, es brannten Räucherstäbchen und es wurde aromatisierter Tee, meist Wildkirsch, aus diesen henkellosen irdenen Tässchen getrunken, an denen man sich immer die Pfoten verbrannte, und wir ratschten über dies und das. Es waren andere Zeiten.

Dienstag, 26. Juli 2022

Was reimt sich eigentlich auf...?


Der notorische Mario Barth führte einst ein bedrucktes Leibchen spazieren, auf dem es hieß: "Nichts reimt sich auf Uschi!". Dass das Wort 'Sushi' sich damals vielleicht noch nicht bis in den letzten Winkel bildungsferner Schichten herumgesprochen hatte, mag man zu seinen Gunsten annehmen. Immerhin wissen wir neuerdings, was sich auf 'Layla' reimt. Ein Frauenname auch das. Der, auf den das heurige Sommerloch hört. Nun wäre mein Leben um keinen Deut ärmer, wenn derlei Gesänge nicht existierten. Not my kind of entertainment. Wenn es mich also auf eine Veranstaltung verschlüge, wo derlei gespielt werden könnte, ich würde demnach nichts vermissen. Es ist mir auch egal, ob zu der eh schon unübersehbaren Kollektion an Fickificki-stumpfa-stumpfa-Partymusik sich ein weiteres Stück hinzugesellt.

Sonntag, 29. Mai 2022

Local Heroes


Am Wochenende war Local Heroes Night im hiesigen Kulturzentrum. Exoplanets aus der bescheidenen Heimatstadt, Kaozzz Konzzzept aus dem westfälischen Hamm. Gute Musik, nette Leute, entspannte Stimmung, günstiger Eintritt, bezahlbare Getränke, keine Masken mehr - passt. Herzwärmend. Hat gefehlt, so was. Mein Dank ergeht an alle Beteiligten.

Samstag, 26. März 2022

Vom Gendern, Aneignen, Kärchern etc.


Das Problem an einer provokanten Idee ist ist ja nicht, dass sie provokant ist. Geht in Ordnung. Kann einen weiterbringen. Ich kriege es zum Beispiel nicht hin, mich über Gendern wirklich zu empören. Ich finde es legitim und auch spannend, sich Gedanken zu machen, wie sich verändernde gesellschaftliche Verhältnisse sich auch in der Sprache widerspiegeln könnten. Meine Probleme sind eher der autoritäre Gestus, in dem da gern mal top-down was verfügt wird. Und sie sind ästhetischer Natur: Gendern macht die Sprache für meinen Geschmack in unangenehm bürokratischer Weise ungelenk. So wie früher das "Herr/Frau/Fräulein" auf Formularen. (Das "Fräulein" ist übrigens längst weggegendert, ohne dass deswegen die Welt untergegangen wäre.)

Samstag, 8. Januar 2022

Vermischtes und Zeugs (XIII)


Meine Boosterimpfung habe ich mir an legendärer Stelle abgeholt. Das hiesige kommunale Impfzentrum haust in der Vestlandhalle. Dort fand am 15. November 1984 ein Konzert der damals von mir juvenil verehrten Gruppe BAP statt. Ohne mich. Meine Eltern beharrten drauf, dass ich noch keine 16 war. Drama! Ganz große Oper! Die Vestlandhalle liegt nämlich auf der Grenze zur Bronx. Wo brave Bürgerkinder wie ich nicht hingingen. Zwei Fans aus unserer Klasse schafften es. Ein Scheidungskind, damals noch eine Ausnahme, das seine Eltern gegeneinander ausspielte, und mein damaliger Kumpel Ch., dessen Erzeuger schon ziemlich cool waren.

Donnerstag, 23. Dezember 2021

Schmähkritik des Tages (54)


Heute: Joachim Schulz über die "fiesen Balladen" von Phil Collins

"Das ist klanggewordene Folter, der Soundtrack eines Jahrzehnts, in dem die Hoffnungen der Achtundsechziger gestorben sind und Kohl, Thatcher, Reagan der Menschheit den Neoliberalismus brachten! Musik für Mädchen mit Dauerwelle und Jungs in Sakkos mit Schulterpolstern, die heute in Reihenhäusern leben und feuchte Augen kriegen, wenn der Gute-Laune-Sender, den sie immer hören, 'We don’t need another hero' spielt, weil sie das an einen warmen Abend im August 85 erinnert, an dem sie mit ihrer Clique ins Freibad von Groß Deppenstedt eingestiegen sind und unerhörterweise nackt gebadet haben!" (taz, 7.12.2021)

Samstag, 20. November 2021

Musikalische Jubiläen (3)


Vor 30 Jahren erschien mit 'Metallica' eines der wichtigsten Alben der Popgeschichte.

Um zu verdeutlichen, welche enorme popkulturelle Bedeutung das 1991 erschienene, in Anlehnung an das 'White Album' der Beatles inoffiziell 'Black Album' genannte Album 'Metallica' hatte, könnte ich zum Beispiel von meinem alten Freund G. erzählen. Mit dem konnte ich mich immer auf vieles einigen, weswegen wir auch Freunde sind. Bei zwei schönen Dingen des Lebens hingegen lagen und liegen wir meist krass über Kreuz: Bei Filmen und bei fast allem, was Musik angeht.

Sonntag, 5. September 2021

Mensch-Maschinen


Wir werden uns auf einige Wortspiele gefasst machen müssen. Etwa: "Abba warum?" oder: "Abba nicht doch!" Denn nach vierzig Jahren rumpelt der alte Schwedenpanzer ABBA doch noch mal aus der Garage. Ein neues Album namens 'Voyage' wird erscheinen und es soll auch live musiziert werden. Sort of. Eigentlich schien das Thema ABBA durch. Björn Ulvaeus meinte in einem Interview mal, ABBA hätte ein paar Jahre lang genau auf der Wellenlänge des Zeitgeistes gelegen. Das sei ein großes Glück, für das man dankbar sein müsse, und nicht wiederholbar. Vor etlichen Jahren hat Sony Music dem Quartett mal eine Milliarde Dollar geboten für ein Comeback. Abgelehnt. 2014 schrub ich:

Montag, 22. März 2021

Reden wir über Kunst

 
Eigentlich wollte ich was über Kassel schreiben. Über das neuerliche, inakzeptable Versagen einer Staatsgewalt, die vor einem Haufen sich als Diktaturopfer aufspielender Wohlstandsverwahrloster und Superspreader in die Knie geht, teilweise sogar, unter Missachtung des beamtenrechtlichen Neutralitätsgebots (dem die AfD einst per Denunziationsplattform zur Geltung verhelfen wollte) ganz offen mit ihnen herumkumpelt. Und gleichzeitig mit denjenigen, die gegen die (nicht genehmigte) Covidioten-Geisterbahn demonstrierten weit weniger freundlich umging. Aber das hat Onkel Michael freundlicherweise bereits erledigt. Hätt ich nicht besser hinbekommen, im Gegenteil. Leseempfehlung.

Samstag, 6. Februar 2021

Banane unvollendet

 
Wenn es einen hiesigen Literaten gibt, auf den das abgegriffene Attribut 'verkannt' vollumfänglich zutrifft, dann ist es der 2016 verstorbene Wolfgang Welt. Er pflegte einen Briefwechsel mit Peter Handke und seine Bücher wurden bei Suhrkamp verlegt, doch konnte er vom Bücherschreiben nie leben. Von einer schweren psychischen Erkrankung aus der Bahn geworfen und aufgequollen von den Medikamenten, hielt er sich den Rest seines Lebens als Nachtwächter über Wasser, davon die letzten 25 Jahre im Bochumer Schauspielhaus. Diverse prominente Kollegen am Theater, darunter Leander Haußmann, wussten um sein Schreibtalent, konnten ihm aber auch nicht wirklich helfen. Ein Unvollendeter (noch so einer aus der Mottenkiste des Feuilletonschreibens).

Mittwoch, 7. Oktober 2020

Obituaries

 
Weil einige zusammengekommen sind, dem Alter nach geordnet.

Eddie van Halen (1955-2020). Wie viele Riffs fallen einem ein, bei denen man nicht nur nach spätestens drei Tönen oder Akkorden sofort ohne jeden Zweifel weiß, welcher Song das ist, sondern die einem auch so viel pure Energie einflößen, dass man aufspringen und rumhüpfen will wie nicht gescheit? Wegen meines durchschnittlichen musikalischen Horizont fallen mir lediglich ein: Led Zeppelins 'Whole Lotta Love', 'Satisfaction' von den Stones, 'Thunderstruck' von AC/DC, klar, Deep Purples 'Smoke On The Water'. Und natürlich 'Jump' von Van Halen. Die Ironie der Musikgeschichte will es, dass ausgerechnet das berühmteste Riff der Band mit einem der virtuosesten Gitarristen aller Zeiten und eines der berühmtesten Riffs der Rockmusik ein Keyboard-Riff war.

Freitag, 25. September 2020

Wahre Worte (2)


Heute: Ronald Pohl über mittelalte Freunde der Compact Disc

"Wir Freunde der silberglänzenden Compact Disc – zumeist ältere, weiße Männer mit Bauchansatz und »Unknown-Pleasures«-T-Shirt – bilden heute eine etwas wunderliche Minorität. Dir, liebe Jugend, sind allerhand Strömungstechniker zu Diensten. Du weißt, wo du suchst, und du findest, was du brauchst. Doch wir Alte, Babyboomer mit häufig abstehenden Segelohren, können nicht mehr anders. Wir sind gelegentlich das Holzofenknistern leid, das unser armes, abgenutztes Vinyl von sich gibt. Wir sind, mit einem Wort, dem Silberrausch verfallen.

Montag, 27. Juli 2020

Ein Ring...


Ein Schulfreund, der damals viel Zeit in Schul- und (noch nicht gegenderten) Studentenorchestern verbrachte, meinte mal zu mir: "Also, der Wagner muss ein ziemliches Arschloch gewesen sein, aber die Musik ist geil." Das trifft es bis heute recht gut, finde ich.

Natürlich konnte Richard Wagner (1813-1883) nichts dafür, dass seine Witwe Cosima (1837-1930) noch Jahrzehnte nach seinem Tod mit Argusaugen darüber wachte, dass es in Bayreuth niemals anders zuging als 1876 und so für langen künstlerischen Stillstand sorgte. Erst recht konnte er nichts dafür, dass er der Lieblingskomponist eines gewissen Adolf Hitler (1889-1945) werden würde. Oder dafür, dass Schwiegertochter Winifred (1897-1980), mit der man Wagners Sohn Siegfried (1869-1930) der guten Ordnung halber verheiratet hatte, eine glühende Hitler-Verehrerin war, dem späteren GröFaZ den 'Grünen Hügel' zu Füßen legte und auch im hohen Alter absolut kein Problem darin zu erkennen vermochte.

Mittwoch, 15. April 2020

Schmähkritik des Tages (37)


Heute: Julie Delpy über den Film 'Forrest Gump' von 1994

"Er [der Film] ist doof und faschistisch. Denn letztlich läuft er auf die Botschaft hinaus: 'Wenn du dumm wie Affenscheiße bist, kannst du es in Amerika zu etwas bringen.' Und das Hippiemädchen, das gegen den Vietnamkrieg demonstriert hat, muss mit Aids bestraft werden. Der Film ist wirklich bösartig. Alle, die gegen diesen Krieg demonstriert haben, werden als Versager gezeigt. Der Schwachsinnige dagegen, der bringt's zu was. Dabei hat die Dummheit ja ohnehin die Oberhand, und dann wird sie hier auch noch glorifiziert." (Tagesanzeiger, 2.5.2012)

Sonntag, 26. Januar 2020

No crap in OB


Hui, wie die Zeit vergeht. IQ war in den frühen Neunzigern eine der Bands, die noch tapfer die Idee hochhielten, dass Rockmusik mehr sein kann als drei Minuten, drei Akkorde und Chart- oder Bikerclubtauglichkeit. Übernächstes Jahr feiern sie 40jähriges Bühnenjubiläum. Vierzig! Kommt mir fast wie vorgestern vor, dass der liebe S. mir zum Geburtstag die CD-/DVD-Box zum 20jährigen Jubiläum geschenkt hat. Gestern also in Oberhausen. Wie üblich bei Konzerten dieses Genres, ist ein gut gemischtes, recht gesetztes Publikum zwischen 16 und 75 Jahren anwesend. Das macht vieles entspannter.

Sonntag, 15. Dezember 2019

Schmähkritik des Tages (34)


Heute: Rainer 'Don Alphonso' Meyer und Hannes Soltau über die Blockflöte

"Die Blockflöte ist die Kalaschnikow unter den Musikinstrumenten: Enorme Durchdringkraft, unverkennbares Geräusch, unverwüstlich, billig in jedem Kaff Bayerisch Afghanistans zu beziehen, und richtet auch in Kinderhänden schon maximalen Schaden an." (FAZ.NET, 4.7.2009)

"Was die Freunde des Instruments dabei aber meist unterschlagen: Die Blockflöte ist ein musikevolutionärer Zombie, der eigentlich längst seine ewige Ruhe neben Drehleier und Schalmei auf dem Instrumentenfriedhof der Geschichte verdient hätte. Als im 18. Jahrhundert der Kampf der Aufklärung gegen die Folter erfolgreich war, verschwand mit der Streckbank und den Daumenschrauben nämlich auch die Blockflöte als Geisel der Menschheit.

Mittwoch, 2. Oktober 2019

Letzte Dinge, neue Welt


Oper, das war für mich noch mehr etwas für Scheintote als die sonstige so genannte 'klassische' oder E-Musik. Auch als ich letztere schon dank des großen Lenny Bernstein längst für mich entdeckt hatte. So faszinierend ich es fand, was Orchester trieben, das affektierte, schrille Gesinge konnte mir gestohlen bleiben. In die Oper gingen Menschen, die wichtig tun und repräsentieren wollten. Adabeis. Reiche, juwelenbehangene Witwen in teuren Pelzmänteln, die sich für den Opernabend mitunter, so war zu hören, einen halb so alten schwulen Herrn als Begleitung mieteten. Sah gut aus, konnte geistvoll parlieren übers Gehörte und baggerte nach der Vorstellung garantiert nicht rum.