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Sonntag, 15. Oktober 2023

Vorlesungen, Chuzpe, Lippenbekenntnisse

 
Dass ich die einst durchaus respektablen Nachdenkseiten schön länger nur mehr am Rande verfolge, sollte bekannt sein. Ich habe den Feed nach wie vor im Reader, aber meistens vergeht mir schon bei den reißerischen Überschriften die Lust aufs Weiterlesen. Jetzt aber stieß ich auf das Lesestück eines gewissen Jürgen Hübschen, das sogar für NDS-Maßstäbe ein Tiefpunkt ist. (Wer Hübschen so ist und was er so macht, erfahren wir übrigens nicht. Wer weiß, vielleicht ist er ja ein "ausgewiesener Nahost-Experte" oder hat sich "lange intensiv mit der Thematik befasst".) Schauen wir uns ein paar Schlüsselstellen seines Aufsatzes mit dem Titel 'Der neue Krieg in Nahost: Eine vorhersehbare Katastrophe' einmal genauer an:

Freitag, 22. September 2023

Farbenspiele, Winkelzüge

 
"Patriot -- diese wunderbare Mischung aus Patriarch und Idiot." (Volker Pispers)

Wenn man dort, wo man sich gern staatstragend und seriös geben will, so richtig ins Klo greift, ist das immer doppelt lustig. Nehmen wir die CDU. Die kam ja jetzt auf die Idee, sich ein frisches neues Image zu verpassen. Und wählte als neue Parteifarbe ausgerechnet türkis. Wegen frisch und so. Weil das Merkelsche Orange vermutlich zu woke war oder sonstwie zu bunt oder so. Also türkis. Türkis, wie sich das einst ihr österreichisches Pendant ÖVP vom korrupten, rechtspopulismusoffenen Slimfit-Kanzlerwindei Sebastian Kurz hatte verpassen lassen. Der mit der FPÖ koalierte. Wer hier Schatten sehen will, die vorauseilen oder eine Parallele, kann sie behalten.

Mittwoch, 13. September 2023

Grüße vom Murmeltier

 
Ungefähr alle zehn Jahre erscheint eine SPIEGEL-Titelgeschichte über den desaströsen Zustand der deutschen Schulen. Dort wird von jeher das hiesige Schulleben in so drastischen Farben gemalt, dass man sich fragt, wie wir es damals überhaupt geschafft haben, Lerninhalte, die die Anforderungen von Topfschlagen überstiegen, intellektuell zu wuppen. Weil damals zu unserer Zeit waren die Schulen ja auch schon lost. Ebenfalls rund alle zehn Jahre kommen welche mit Vorschlägen um die Ecke, wie man deutsche Schüler dazu kriegen könnte, endlich die "unangemessene, lottrige, zerrissene oder freizügige" Kleidung abzulegen und sich ordentlich anzuziehen.

Mittwoch, 14. Dezember 2022

Re: Sich wehren

 
Es war ein kühler, trübgrauer Herbstmorgen im Jahr 1990. Ich hatte gerade zu studieren angefangen und wollte BAFöG beantragen. Vatern war der Meinung, paar Mark extra vom Staat zur Unterstützung des studierenden Sohnemanns könnten nicht schaden. Mühevoll hatte ich den für mich kaum verständlichen, wohl zwanzigseitigen Antrag ausgefüllt und stand nun in der Schlange. Es nieselte. Das BAFöG-Amt war in einem Betonbau vor dem Haupteingang der Beton-Uni untergebracht. Von drinnen strahlte bläuliches Neonlicht durch Gardinen. Belangloser Smalltalk unter den Wartenden.

Dienstag, 24. Mai 2022

Billiger Bumerang

 
Und? Auch schon so ein modernes Neun-Euro-Ticket besorgt? Billig Bus und Bahn fahren? Für neun Schleifen nach Sylt, Reiche gucken? Ich weiß ja nicht, was Sie so denken, aber mit meiner Vergangenheit als Bahnpendler würde ich sagen, die Milliarden, die der Bund ins das Ticket steckt, könnten sich am Ende als höchst erfolgreiche Kampagne gegen den ÖPNV entpuppen. Weil viele, die schon ewig nicht mehr ÖPNV gefahren sind, hinterher sagen werden: Nie wieder! Das Problem wird nicht sein, dass Züge und Busse überfüllt sein werden. Das wird vermutlich der Fall sein, vor allem an Wochenenden, aber damit werden die meisten eh rechnen.

Freitag, 13. Mai 2022

Keinen billigen Exorzismus bitte

 
Ich muss hier was gestehen: Die Wahrscheinlichkeit, dass ich in jüngeren Jahren auf einen wie Fynn Kliemann reingefallen wäre, ist einigermaßen hoch. Wäre mein jüngeres Ich in seinen Bannkreis geraten, mit Feuereifer wäre ich dabeigewesen im Kliemannsland. Hätte kostenlos oder gegen ein warmes Abendessen Arbeitsstunden gekloppt. Und wäre mächtig stolz drauf gewesen, Teil von etwas so Schönem zu sein. Hätte noch danke gesagt dafür.

Donnerstag, 28. April 2022

Vermischtes und Zeugs (XIX)


Ist eigentlich schon mal jemandem aufgefallen, dass ganz viele Verkehrsschilder in der Farbkombination schwarz-weiß-rot gehalten sind? Zufall??? #Diktatur #Faschismus #Schlafschafe #aufwachen1!!11!!!

***

Kleiner kostenloser Tipp an alle Politiker (außer die von der AfD, die mögen sich weiter blamieren): Sich mit historischen Persönlichkeiten zu vergleichen, geht eigentlich immer schief. Also besser lassen. Bloß weil du beim Einkaufen einen Mund-Nase-Schutz tragen sollst, bist du NICHT Sophie Scholl. Bloß weil du nicht so viele Freunde zum Kindergeburtstag einladen durftest wie sonst, bist du NICHT Anne Frank. Bloß weil du mit einer schrägen, aus 'alternativen' Medien zusammengebollerten Hypothese zu Corona um die Ecke kommst und man dir widerspricht, bist du NICHT Galileo Galilei. Bloß weil du dir erfolgreich einen Furz verkniffen hast, bist du NICHT der Dalai Lama. Bloß weil du dir ein paar YouTube-Videos von Flatearthern angeschaut hast, bist du NICHT Albert Einstein.

Sonntag, 13. Februar 2022

Handgewerkel

 
Es ergab sich, dass ich während der letzten gut eineinhalb Jahre öfter mit Handwerkern zu tun hatte als sonst. So mit fünfen oder sechsen. Und das bringt mich dazu, ein ganz heißes Eisen anzufassen. In ein Wespennest zu stechen. Mich auf sehr dünnes Eis zu begeben. Nicht nur nett über Handwerker zu reden nämlich. Denn der Handwerker, oder schlimmer: der 'kleine' Handwerker, oder, dritte Stufe: der 'ehrbare kleine' Handwerker ist so was wie der Heilige Gral der deutschen Volkswirtschaft. Bosslevel. Sakrosankt. Gott schütze das ehrbare Handwerk mit dem Goldenen Boden, Hosianna! Du kannst ein drogendealender Mädchenhändler sein, auf Deppendemos Galgen Gassi führen und tonnenweise Unflat in asoziale Netzwerke kübeln und wirst irgendwo immer noch auf Verständnis stoßen. Aber Handwerker kritisieren geht gar nicht. Sie haben es doch so schwer!

Samstag, 18. Dezember 2021

Gute Wahl!

 
"Wieder einmal bestätigt sich mein altes Postulat zu plebiszitären Methoden: Je weiter unten man die Entscheidungsträger sucht, desto mieser die Ergebnisse. Volksabstimmungen sind die Diktatur der Inkompetenz. Läßt man die Parteibasis Personalentscheidungen fällen, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit der/die Falsche ausgesucht." (Tammox)

Es gibt so Sprüche, mit denen wollen diejenigen, die sie absondern, als abgeklärt und weise rüberkommen, als über den Dingen stehend. "Ich glaube keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe, haha!“, ist so ein Beispiel. Oder: "Ach ja, Wissenschaft - die einen sagen so, die anderen sagen so.". Oder: "Wer heilt, hat recht.". Und: "Wenn Wahlen etwas verändern würden, dann wären sie verboten." Solche Sprüche zeugen aber nicht von Abgeklärt- und Weisheit, sondern bloß von Halbbildung, Zynismus und Denkfaulheit.

Sonntag, 12. Dezember 2021

Vermischtes und Zeugs (XII)


Ich erwähnte es, glaube ich, bereits: Das Lustige an Verschwörungsspralletten ist ja, dass sie sich, wenn ihre apokalyptischen Prophezeihungen mal wieder nicht eingetreten sind, eine noch beklopptere Geschichte aus den Rippen leiern müssen, um den Gaul am Kacken und ihre hohlraumversiegelten Anhänger bei der Stange zu halten.

Sonntag, 7. November 2021

Funktionierende Märkte


Die Frage, ob Märkte funktionieren, lässt sich ganz einfach beantworten. Ja, tun sie. Immer. Sehr zuverlässig sogar.

Meist aber wird die Frage falsch bzw. es wird die falsche Frage gestellt. Die eigentliche Frage ist ja, ob Märkte in dem Sinne funktionieren, der ihnen meist zugeschrieben wird: Die allgemeine Wohlfahrt besser zu befördern als jedes andere System nämlich. Diese Frage muss man mit einem klaren Nein beantworten.

Mittwoch, 19. Mai 2021

Kick it like Lewa

 
Das unwürdige Schauspiel um die Doktorarbeit von Ex-Familienministerin Giffey hat glücklicherweise ein Ende. Obwohl sie auch im Abgang leichte Symptome von Morbus Merz zeigt ("Ich habe soeben krachend eine Abstimmung verloren, deswegen ist der nächste logische Schritt, dass ich Minister werde."). Frau Giffey möchte sich weiterhin im September als Regierende Bürgermeisterin von Berlin zur Wahl stellen. Soso. Ein Vergesslichkeitstest für den Urnenmichel. Oder besser: die Micheline. Wetten, wir werden im Wahlkampf eine Menge darüber hören, wie tapfer, honorig und würdevoll sie als Frau das gemanagt hat in dieser patriarchalen Maskuscheißdreckswelt, die ihr mit miesen Methoden ans Leder wollte, nur weil sie eine Frau ist?

Donnerstag, 29. April 2021

Frag' ja nur

 
(1) Golden Girl

Wenn Sie mal Interesse haben, den Preis als 'Goldene Blogger*in' einzuheimsen, machen Sie es einfach wie die diesjährige Preisträgerin Teresa Bücker. Stoppeln Sie eine Wordpress-Seite zusammen, auf die Sie sechs dünnliche Essays stellen und beweihräuchern Sie sich ansonsten vor allem mal selbst. Ehrlich, ich verstehe das nicht. Klar, Quantität ist nicht gleich Qualität, aber in jedem Chiamsamen-Tofuschnitzel-Veganecupcakes-Muttiblog steckt mehr Arbeit, Hingabe, Talent, Geist und Inhalt als darin. Vielleicht ist da auch was durcheinander geraten und Frau Bücker sollte eigentlich den Preis als 'Beste(r) Blogger*in ohne Blog' bekommen. Aber den haben bereits 'Joko und Klaas für ihre "15 Minuten" bei 'ProSieben' gekriegt.

Sonntag, 28. März 2021

(Nur) Zu Gast

 
Nach zirka einem Jahr der Pandemie macht sich bemerkbar, dass auch die Stadtverwaltung im Homeoffice sich befindet. Man hat sich offenbar tolle Sachen ausgedacht. Überall in der Stadt pappen sie jetzt diese lustigen Sticker aufs Bitumen und widmen Nebenstraßen zu Fahrradstraßen um. Über den Sinn und Zweck lässt sich streiten. Als Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer bilde ich mir ein, in die Sorgen und Nöte des jeweils anderen ein klein bisschen Einblick zu haben. Daher kann ich sagen: Ja, ist manchmal doof, aber längst nicht so dramatisch, wie es von Interessengruppen zuweilen dargestellt wird. Aber wir wollen nicht kleinlich sein.

Donnerstag, 18. März 2021

Schmähkritik des Tages (46)

 
Heute: Ulli Hannemann über die Wirtschaft, die Deutschen und das Impfen

"Des Weiteren ist zu hören, dass die deutschen Wirtschaftsverbände weiterhin eindeutige Wiedereröffnungsperspektiven verlangen. Oho. Zwar droht die Pandemie nicht zuletzt dank des unermüdlichen Einsatzes der Wirtschaft gerade zur dritten Welle durchzustarten, aber sie »verlangen« was. Die Pandemie soll einfach nicht da sein, die ist blöd. Wirtschaftsverbände sind wie kleine Kinder.

Freitag, 29. Januar 2021

Steine in den Weg

 
Immer noch spukt da gelegentlich diese Assoziation bei mir im Hinterkopf herum: Unternehmen, die Dinge herstellen und vertreiben, die einem einst die Kindheit verschönert, ja, verzaubert haben, sind nicht wie die anderen. Keine Ausbeuter und Kapitalistenärsche. Nein, das können sie unmöglich sein. Die doch nicht! Wie könnten sie sonst so was Schönes herstellen? (Bevor irgendwelche Schlaubischlumpf-Kommentare aufschlagen: Natürlich ist mir bewusst, dass das irrationaler Quatsch ist. Ich habe das Problem erkannt und arbeite seit längerem daran.)

Mittwoch, 6. Januar 2021

Schmähkritik des Tages (44)

 
Heute: Hartmut El Kurdi über Querdenker

"Angesichts der Bildungsbürger und Eso-Hippies, die gemeinsam mit Rechtsradikalen gegen die vermeintliche Einschränkung ihrer Freiheit protestierten, gern auch mal mit gelbem Stern an der Brust, dachte ich oft an die weisen Worte meines Onkels Kalle: »Euch verwöhnten Arschgeigen geht es einfach zu gut!«

Und ich füge hinzu: Und zwar schon immer. Und stets auf Kosten anderer. Schon als Kind musstet ihr zu Weihnachten nur eine Liste hinkrakeln und - zack! - lagen die Geschenke unterm Tannenbaum. Ihr konntet immer alles machen, was ihr machen wolltet, reisen, wohin ihr reisen wolltet, studieren, was ihr studieren wolltet, und wohnen, wo ihr wohnen wolltet. Jetzt ist mal kurz Pause mit eurer Personality-Show, und wie es sich für dreijährige Egomonster gehört, werft ihr euch auf den Boden und schreit und strampelt wild mit Armen und Beinen herum. Und kaum einer nimmt euch ernst.

Nur dieser fiese Nazijunge aus dem Naziviertel, dem ihr sonst wohlweislich nicht begegnen wollt, der sagt: »Ihr habt recht! Die Angela, der Karl, der Jens und der Bill, die sind schuld. Das sind Diktatoren. Denen hauen wir jetzt aufs Maul. Und hinter allem steckt der George, und der ist Jude. Den knüpfen wir an die Laterne!« Letzteres überhört ihr selbstverständlich. Das wäre ja auch zu eklig. Ihr wollt nur Liebe und Freiheit. Und das keift ihr den Journalisten auch liebevoll ins Gesicht." (taz, 30.12.2020)

Dienstag, 15. Dezember 2020

Kulturelles

 
Zu den unangenehmen bis nervigen Eigenschaften des erweiterten Kulturbegriffs gehört die um sich greifende Manie, noch die banalsten Alltagsverrichtungen, die man halt so macht, zur 'Kultur' hochzuplustern. Selten ward das übrigens schöner karikiert als von den Herren Katz und Goldt, die einst ein älteres Ehepaar schwadronieren ließen, Schinkenbrote mit Messer und Gabel zu essen, sei ja irgendwie Teil ihrer Kultur (und dies untermalten mit der Interjektion "Kultur, Kultur").

Samstag, 17. Oktober 2020

Aus Gründen


Freund von mir ist als bildender Künstler unterwegs und kann davon allein, wie viele andere, nicht leben. Also macht er noch dies und das. Gibt Mal- und Zeichenkurse an der VHS. Handelt mit Kunst. Oder betreut Schulprojekte. Und so bekam er letztens folgenden Zettel zugeschoben:

Samstag, 3. Oktober 2020

Ad: Wir sind das Volk!

 
Für den Fall, dass es sich noch nicht herumgesprochen hat: Die berühmte Parole "Wir sind das Volk!" ist keine Erfindung der Demonstranten von 1989, sondern taucht bereits 1835 in Georg Büchners 'Dantons Tod' auf. In einer Szene des ersten Aktes will Robespierre einen wütenden Mob davon abhalten, einen vermeintlichen Aristokraten zu lynchen, weil der ein Schnupftuch dabei hat: