Dienstag, 9. Juni 2015

Dresdner Phantasmagorie


"Im richtigen Leben können Nerds manchmal lästig werden, weil sie monomanisch Kommunikation auf einen Gegenstand konzentrieren oder ansonsten vollständig verweigern. Der Nerd wird indes ernsthaft dekultivierend, wo er den Geltungsbereich seines Kultes militant ausdehnen will." (Georg Seeßlen)

Von Vorzeigedemokrat Lutz Bachmann (der glaubt immer noch, für die Mehrheit zu sprechen und wollte daher den gewählten Dresdner Stadtrat per Unterschriftensammlung auflösen, bis man ihn darüber aufklärte, dass das so ohne weiteres nicht geht), war die bei der Hamburger AfD gescheiterte Tatjana Festerling ins Rennen um das Dresdner Oberbürgermeisteramt geschickt worden, um die dank Pegida strumreif geschossene reparierte Elbmetropole endgültig zu nehmen. Jetzt ist die Kampagne des Westimports gescheitert, Frau Festerling abgeschlagen hinter Eva Maria Stange (SPD), Amtsinhaber Dirk Hilbert (unabhängig) und Markus Ulbig (CDU) gelandet und sie tritt zum nächsten Wahlgang nicht mehr an. Haben sie jetzt wieder was zum Rumjammern übers Mundtotgemachtwerden und über Kampagnenjournalismus gegen sie. Einer außer ihnen selbst muss ja schließlich schuld sein.

Dienstag, 26. Mai 2015

Ich will doch nur gutes Brot!


Oder: Was mein Brot inzwischen mit der Esoterikszene zu tun hat.

Die Welt der Esoterik gilt ja gemeinhin als Nische. Gibt es, hat ihre Anhänger, sollte man nicht allzu ernst nehmen. Sollte man vielleicht doch. Der österreichische Psychologe und Autor Johannes Fischler hat hautnah miterlebt, wie ein Paar, mit dem er viele Jahre gut befreundet war, mehr und mehr in die Szene abdriftete, immer stärker in eine Parallelwelt geriet, sich dabei wirtschaftlich komplett ruinierte und schließlich jeden Kontakt zu ihm abbrach. Für ihn der Auslöser, sich näher mit der Szene zu befassen.

Sonntag, 17. Mai 2015

Neues vom Protestantismus (2)


Dass hier länger als üblich nichts erschienen ist, liegt daran, dass ich letzte Woche einen völlig unerwarteten Todesfall zu verdauen hatte und daher den Kopf einfach nicht frei hatte. Ein ehemaliger Chef und vor allem ein wunderbarer Mensch, der bald auch zu einem Freund geworden war, ist mit nicht einmal sechzig Jahren verstorben. Er hinterlässt eine Ehefrau, vier erwachsene Töchter und seinen im Januar geborenen ersten Enkel, auf den er mächtig stolz war. Zwar bin ich selbst als katholisch sozialisierter Agnostiker unterwegs, doch war es natürlich Ehrensache, den Trauergottesdienst zu besuchen, denn der Verstorbene war tief gläubig, übrigens weitgehend ohne missionarischen Eifer (sonst wären wir vermutlich auch keine Freunde geworden).

Mittwoch, 13. Mai 2015

Deutschlands Next Nichtzicke


Vor einiger Zeit habe ich mich hier für sauberen Trash im Fernsehen ausgesprochen und mich selbst zu gelegentlichem Konsum bekannt. Dafür habe ich teils Zuspruch erhalten, teils Kritik eingesteckt. Alles in Ordnung für mich, denn so lange man miteinander redet, ist alles gut. Trotzdem bleibe ich dabei, dass Fernsehen die Klugen klüger und die Dummen dümmer machen kann und dass es guten und schlechten Trash gibt. Guter erhebt lediglich den Anspruch, zu unterhalten und ein wenig abzulenken. Schlechter Trash manipuliert heimlich, hat miese Subtexte, pflanzt Menschen böse Narrative und destruktive Wertvorstellungen ein.

Sonntag, 3. Mai 2015

Bildungsfernsehen


Herr Pispers in Hochform. Immer, wenn ich fürchte, der Mann wird langsam alt und verliert sich in Redundanzen, dann dreht er erst so richtig auf. Immer wieder. Diese höchst erhellende halbe Stunde Aufklärung hatte die Tage schon Kollege Klaus Baum bei sich eingestellt. Für alle, die für sich beanspruchen, ein wenig durchzublicken und es noch nicht gesehen haben sollten, ergeht hiermit die als freundliche Empfehlung getarnte Anordnung: Ansehen, begreifen, lernen!

Montag, 13. April 2015

Aus der Welt der Wirtschaft


Endlich mal eine gute Nachricht für die noch junge Branche der Mindestlohn-Panikmacher. Bislang wollte ja auch nach 100 Tagen Mindestlohn keine ihrer Schreckensvisionen so recht eintreffen und von großen Jobverlusten ist bislang nicht viel zu spüren. Vielleicht zahlen viele Leute sogar brav etwas mehr für den Haarschnitt oder akzeptieren moderate Preiserhöhungen im Restaurant, wenn sie nicht das Gefühl haben, dreist über den Leisten gezogen zu werden. Jetzt aber könnte es doch noch knüppeldicke kommen, denn: Der Spargel wird teurer! Und da muss der Spaß sich doch endlich mal aufhören. Denn frischer Spargel aus der Region während der Saison hat in Deutschland mittlerweile fast schon Menschenrechtsrang.

Freitag, 10. April 2015

Grenzerfahrungen in der Konsumgesellschaft (8)


"Der Deutsche bastelt gern und der Schwede hat's herausgefunden." (Jochen Malmsheimer)

Natürlich hätte ich es wissen müssen. Jeder Dödel mit mehr als einer Handvoll halbwegs normal vor sich hin tuckernder Gehirnzellen unter der Schädeldecke weiß das. Ist ein Besuch im bekanntesten schwedischen Möbelhaus der Welt zu normalen Zeiten schon nichts für jene, die eine Abneigung gegen Menschenaufläufe haben, so ist das zu gewissen Zeiten im Jahr eine noch schlechtere Idee als sonst. Zum Beispiel vor Weihnachten oder während der Ferien. Da haben nämlich nicht nur alle Lehrer Zeit, nein, auch die Eltern schulpflichtiger Kinder genießen bei vielen Arbeitgebern Vorrang bei der Urlaubsplanung. Deswegen haben auch sie Zeit und Gelegenheit, dem Laden einen Besuch abzustatten. Und zwar alle wie sie da sind. Mit der ganzen Familie. Mit Oma und Opa. Aber die sind Rentner und haben eh immer Zeit.

Montag, 6. April 2015

Die verschiedenen Gesichter des Mobs


Sicher, man sollte im Hinterkopf behalten, dass noch nicht abschließend geklärt ist, ob die Brandstiftung in einem als Flüchtlingsunterkunft vorgesehenen Haus in Tröglitz einen rechtsextremen Hintergrund hat. Wenn nur Teile der Bevölkerung des sächsischen Kaffs im Verein mit einigen Zugereisten in der jüngeren Vergangenheit nicht so vieles dafür getan hätten, dass dieser Verdacht so plausibel erscheint. Die Fairness gebietet natürlich trotz allem, viel Konjunktiv zu verwenden. Nach wie vor ist es sehr wohl möglich, dass das Feuer von einem durchgeknallten Einzeltäter ohne jeden politischen Hintergrund gelegt worden ist.