Mittwoch, 19. Juli 2017

Schmähkritik des Tages (10)


Heute: Lucy Fricke über ihre Demisexualität und das gegenwärtige Dating-Treiben

"Wer demisexuell ist, fühlt sich nur zu Menschen sexuell hingezogen, zu denen er eine starke emotionale Bindung aufgebaut hat. In Videos bieten Menschen ihre Hilfe an, sollte man ebenfalls von Demisexualität betroffen sein, in Foren kann man sich darüber austauschen. […] In einem Blog schreibt einer, dass er darüber mit niemandem sprechen wird, erst recht nicht mit seinen Eltern. Ja, sind denn alle verrückt geworden? Gestern noch eine Romantikerin, heute schon demisexuell. Bei mir fehlt nur noch der Griff zum Wegwerfen. […]

Das muss man sich mal vorstellen! Es gibt Menschen, die nur mit anderen Menschen ins Bett gehen wollen, die sie wirklich mögen. Menschen, die sie klug und witzig finden, denen sie sich nah fühlen, denen sie vertrauen, in die sie womöglich sogar verliebt sind. Nein, darüber kann man nicht mit seinen Eltern reden, das sollte man öffentlich auch besser nie zugeben. [...]

Samstag, 15. Juli 2017

Ronny des Monats - Juli 2017


Puh, über den Ereignissen in Hamburg ist die fällige Ronny-Verleihung des Monats ein wenig nach hinten gerückt (einen hervorragenden Beitrag zum Thema, der einen weitgehend vernachlässigten Aspekt des ganzen Affentheaters aufgreift, lieferte übrigens noch Herr Droste). Zunächst aber ein Nachtrag: Wer gewisse Freunde hat, der benötigt, einer alten Weisheit zufolge, keine Feinde mehr. So bekam der hier bereits ausführlich gewürdigte Xavier Naidoo nicht nur Schützenhilfe vom Jürgen Elsässers Wahrheitssucher-Postille 'Compact', sondern auch eine eigene, haarsträubende Ballade gewidmet. Und zwar vom mehrfach vorbestraften Holocaustleugner und Neonazi Gerd Honsik. Wenn das nicht was für die Wettsing- und Wettheulshow 'Sing meinen Song' ist, dann weiß ich auch nicht.

Donnerstag, 13. Juli 2017

Ein Letztes


(hoffentlich)

"In der Psychoanalyse heißt es, dass Verdrängtes als Störung zurückkommt. Wenn der Staat der Verdränger der Gewalt ist, die er in sein Monopol überführt hat, dann ist sie beim G20-Gipfel in Hamburg als Kollektivneurose zurückgekehrt; inklusive Hysterie im Nachgang." (Leander F. Badura)

Es ist eine Binse, dass man Menschen am besten an dem erkennt, was ihnen versehentlich so herausrutscht. Dazu gehört definitiv nicht das, was Springers Vierbuchstabenblatt, dessen Namen ich mich konsequent weigere, hier zu nennen, weil schon tote Fische gesehen worden sein sollen, die protestiert haben, darin eingewickelt zu werden, am Montag gebracht hat. Nein, der fröhliche Aufruf zu Denunziation und Selbstjustiz war kalt kalkulierte, lange geübte Praxis und zeigt, wie wenig man sich bei dieser Postille, allen netten Imagekampagnen zum Trotze, geändert hat. Leider ein Anlass, wieder einmal Max Goldts Diktum in Erinnerung zu rufen, auch wenn es weh tun mag:

Montag, 10. Juli 2017

G20 zum Zweiten


Die andere Seite

Es ist seit Jahrzehnten bekannt, dass politische Großveranstaltungen wie Weltwirtschafts- G5-, G6-, G7- und G-was auch immer-Gipfel sowie diverse internationale Konferenzen stets von großen Demonstrationen begleitet sind, die jederzeit in Gewalt umschlagen können. Seattle. Genua. Heiligendamm. Frankfurt. Die Liste ist lang, wir erinnern uns. Alles lange bekannt.

Ebenso lange ist bekannt, dass es eine Art internationalen Krawalltourismus von Polit-Hooligans gibt, die derartige Ereignisse als Bühne für Randale nutzen.

Samstag, 8. Juli 2017

Wadde hadde Dudde da?


Man kann nicht umhin, den Organisatoren des Hamburger G20-Gipfels einen gewissen Sinn für Humor zu attestieren. Drinnen den Großkopferten dieser Welt Beethovens universelle Friedensbotschaft auf die Ohren geben, während es draußen kräftig auf die Omme gibt, das hat schon eine ganz eigene Ironie.

Im Ernst, natürlich wäre ich nicht begeistert, wenn von meinem Auto bloß noch ein rauchendes Gerippe übrig wäre. Ich wäre stinksauer, und wenn ich den, der das getan hätte, zu fassen bekäme, wüsste ich womöglich nicht, was ich täte. Ich begreife nämlich absolut nicht, was es mit Linkssein bzw. legitimem linken Protest zu tun haben soll, Kleingewerbetreibenden den Laden und damit ihre Existenzgrundlage zu verwüsten und Kleinverdienern das Auto anzuzünden, auf das sie möglicherweise existenziell angewiesen sind. So lange ich darauf keine vernünftige Antwort habe, muss ich davon ausgehen, dass es sich bei der Randale im Wesentlichen um die postpubertäre Zerstörungswut privilegierter Bürgerkindchen handelt, die zu blöd, zu schlaff oder schlicht zu feige sind, sich mit den richtigen anzulegen. Das ist nicht nur dumm, sondern auch sinnlos.

Mittwoch, 5. Juli 2017

Provinzpossen voraus!


Nachdem 1992 Willy Brandt verstorben war, hub überall im Lande ein Umbenennen an, dass es nur so eine Art war. Neben Straßen und Plätzen wurden vor allem Schulen nach dem Friedensnobelpreisträger benannt. Hier im Kreis mögen es wohl drei bis vier sein. Netterweise alles unterschiedliche Schulformen, die sich bei der Umbenennung nur leider auch gleich der Bezeichnung ihrer jeweiligen Schulform entledigt haben. Damit es wenigstens ein bisschen kompliziert wird. Und weil man’s damals gern so machte. Daher gibt es eines Wissens nach im Umkreis von ca. 15 km je eine nach Brandt benannte Gesamt-, Haupt- und Realschule sowie ein Gymnasium (letzteres nennt sich übrigens als einziges auch so - honi soit qui mal y pense).

Montag, 3. Juli 2017

Der Beweis: Die Erde ist flach!


Wie lange, fragten sie drüben bei gwup zum Wochenende, erträgt man dieses Video, ohne vor Lachen oder aus Verzweiflung in den Tisch zu beißen? Bei mir war es bereits nach etwas über einer Minute so weit. Also, Leute, nehmt eure Kinder von der Schule, denn dort werden sie nur mit Lügen indoktriniert. Bei YouTube, Facebook et al. lernt man viel plausiblere und leichter verständliche Dinge.

Freitag, 30. Juni 2017

Schmähkritik des Tages (9)


Heute: Ulli Hannemann über Superfoods und Clean Eating

"Hinter dem Begriff Superfood können sich Exoten wie Açai-Beere, Curcuma und Quinoa verbergen oder einheimische Gewächse wie Sellerie, Weizengras und Heidelbeeren. Der neueste Hype sind Hanfsamen. Praktisch kein Artikel über Hanf als Superfood kommt ohne 'aber jetzt nicht das zum Rauchen …'-nein-wie-frech-omg-lol-Gekicher aus. Noch deprimierender als alte Spießer sind wohl nur junge Spießer.

Superfood enthält meist mehrere und hochdosierte Nähr-, Wirk- und/oder Vitalstoffe: Vitamine, Proteine, Mineralien, Antioxidantien. Von Superfood – so geht die Mär der Verkäufer und die müssen es schließlich wissen –, nimmt man ab, wird gesund oder gar nicht erst krank, altert langsamer oder gar nicht. […] Das körperliche und geistige Allgemeinbefinden steigt ins Unermessliche. Schönheit, Glück, Erfolg und fetter Hammersex runden dieses Paradies auf Erden ab. […]

Donnerstag, 29. Juni 2017

Die fast Allmächtige


"Merkel hat für die von der SPD verlangte Bundestagsabstimmung den Fraktionszwang in der Union aufgehoben." - so  war es im Zusammenhang mit der so erfreulichen wie zeitgemäßen Entscheidung des Bundestages über die Ehe für alle in einem Erzeugnis der Qualitätspresse zu lesen, und so ähnlich war es in diversen weiteren zu lesen. Wow, Angela Merkel kann also den Fraktionszwang aufheben! Wie macht sie das bloß? Was kann sie noch alles? Bzw. was macht sie als nächstes? Todkranke per Handauflegen heilen? Übers Wasser laufen? Wasser in Wein verwandeln? Mir Relativitätstheorie und Quantenmechanik erklären? (Obwohl ihr das qua Ausbildung noch am ehesten zuzutrauen ist.)

Dienstag, 27. Juni 2017

The Invisible Hand


Ayn Rand (1905-1982) gründete ihre Karriere im Wesentlichen darauf, Reichen das zu erzählen, was sie hören wollen, indem sie Raffgier und Selbstsucht moralisch legitimierte und den eigennützig agierenden Kapitalisten zur einzig wahren Triebkraft der Weltgeschichte stilisierte. Gemessen an der Rezeption ihrer Arbeit ist sie vermutlich die größte Satirikerin aller Zeiten. Es ist nicht auszuschließen, dass sie sich schon zu Lebzeiten einen Ast lachte darüber, mit welch geradezu religiöser Inbrunst eine derart rissige und inkoheränte Theorie aufgesogen wird, sofern nur die richtigen sich gebauchpinselt fühlen. Hätte sie ihr eigenes Geschreibsel nämlich ernst genommen, dann hätte sie sich halt hinlegen müssen zum Sterben, anstatt Leistungen aus dem Medicare-Programm in Anspruch zu nehmen, nachdem sie an Krebs erkrankt war. Weil: Keine Arme, keine Kekse (sinngemäß ihre Worte). Regelt am besten der bekanntermaßen unschlagbare Freie MarktTM...