Mittwoch, 31. Januar 2018

Überschätztes Mitgefühl


Mitgefühl kann etwas Wunderschönes sein, keine Frage. Ein lieber Mensch, ob nahestehend oder nicht, der ahnt, dass es einem schlecht geht und ohne viel Federlesens im richtigen Moment das Richtige sagt und tut, kann ein Segen sein. 

Wenn Mitgefühl jedoch zur bloßen Floskel verkommt, zum spottbilligen Marketingmittel, aus dem rein gar nichts folgt, wird es eklig. Neulich gab mein smartes Endgerät wieder einmal den Geist auf und weigerte sich, hochzufahren. Muss daher eingeschickt und repariert werden. Dauert. Das ist umso ärgerlicher, als dass das bedeutet, sich danach längere Zeit mit dem Wiederherstellen diverser Daten befassen zu müssen. Ja, natürlich hätte ich mal ein Backup machen müssen. Nur reicht bei einem Android-Gerät ein reines Backup mithilfe der Hersteller-Software nicht wirklich aus. Denn das sichert nur Kontakte, Telefonate, SMS ("Was ist eine SMS, Opa?") sowie Mediendateien. Alles andere, also diverse Apps, Whatsapp/Threema etc., muss extra in irgendwelchen Clouds abgelegt, wofür weitere Benutzerkonten mit neuen Passwörtern angelegt werden müssen etc. Aus 'mal eben schnell ein Backup machen' wird da leicht mal ein abendfüllendes Programm. Also lässt man es schon mal. Dummerchen.

Montag, 29. Januar 2018

Re: Inbus-Ingvar


"Doch es gab auch den anderen Kamprad. Der sich noch bis in seine späten 20er in Nazikreisen bewegte. Der nichts dabei fand, dass politische Gefangene in der DDR für sein Unternehmen ausgebeutet wurden und Kindersklaven in Pakistan Ikea-Teppiche knüpften. Der seinen Lieferanten Bedingungen diktierte, die eine anständige Bezahlung ihrer Beschäftigten unmöglich machte. Und der das Land, mit dessen Farben er Ikea schmückte, schon 1973 verließ, weil er in Schweden keine Steuern zahlen wollte. Eigentlich wollte er nirgendwo Steuern zahlen und ließ seinen Konzern entsprechend verschachtelt konstruieren. Doch das Bild dieses Kamprad hatte nie eine Chance gegen die gelungene Inszenierung des anderen." (Reinhardt Wolff)

Samstag, 27. Januar 2018

Es solo un poema


"Fünfzig Jahre nachdem der beste Teil der akademischen Jugend aus dem Zombiefriedhof Nachkriegsdeutschland ein erträgliches Gebilde zu formen begann, müssen sich Studierende wieder »barbarischen Schwachsinn« (Christoph Hein), pardon, andichten lassen." (Ambros Waibel)

Man muss gelegentlich daran erinnern, was an der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin eigentlich genau geschehen ist. Das muss einem nicht passen, aber man sollte vielleicht respektieren, dass die Entscheidung, Eugen Gomringers Gedicht auf der Südfassade zu übermalen und gegen ein anderes zu ersetzen, zuvörderst einmal Sache der Hochschule und damit zu respektieren ist, sofern alles mit rechten Dingen zugegangen ist dabei. Natürlich kann man eine Menge Kritisches anmerken zu dieser Entscheidung. Man kann sie etwa heillos überzogen nennen. Oder finden, dass es wichtigeres gibt. Das wäre im übrigen auch meine Lesart. Wenn der AStA es als Hauptproblem identifiziert hat, dass die Gegend um den Platz vor der Hochschule eine sei, in der sich Frauen eh schon unwohl fühlten und das Gedicht da lediglich verstärkend wirke, dann darf man selbstverständlich fragen, wieso dann nicht jenes Hauptproblem angegangen wird.

Freitag, 26. Januar 2018

Jenseits der Blogroll - 01/2018


Die letzte Woche eines jeden Monats ist ja seit neuestem Netzwerk-Zeit. Links zu interessanten Sachen, auf die ich so gestoßen bin und gern verbreitet sähe. (Das muss übrigens nicht immer brandaktuelles  Zeug sein, sondern kann auch mal Patina angesetzt haben.) Die letzten Tage standen leider sehr unter dem Eindruck des völlig unerwarteten Verlusts des Kollegen und Mitbloggers Charlie. Ich mag da nichts groß aufwärmen - was ich dazu öffentlich zu sagen hatte, habe ich letztens gesagt - aber hier noch einmal auf Worte anderer Blogger hinweisen, etwa auf die von Arbo, Schirrmi, Pantoufle und flatter - Chronistenpflicht, traurige. Wer einen weiteren Nachruf gefunden hat und gern publik gemacht hätte, ist selbstverständlich herzlich eingeladen, das per Kommentar zu tun.

Dienstag, 23. Januar 2018

Non scholae... (2)


Hey, verbeamtete Lehrer, die sich beim Bundesverfassungsgericht ein Recht auf Streiken einklagen wollen,

ich mag wirklich nicht auf euren durchaus zahlreichen Privilegien herumhacken oder auf der Tatsache, dass ihr automatisch jene Gehaltserhöhungen, die eure, exakt die gleiche Arbeit tuenden, aber deutlich weniger verdienenden angestellten Kolleginnen und Kollegen erstreiken, bequemerweise auch bekommt. Ich will auch nicht die blöde Leier anstimmen, von wegen: Augen auf bei der Berufswahl. Dass niemand gezwungen wird, ein Beamtenverhältnis einzugehen, das per Definition eben kein Angestelltenverhältnis ist. Dass euer Dienstherr das mit dem Deal Unkündbarkeit plus andere Vorzüge gegen Streikverbot im voraus immer völlig offen handhabt und dass man ein Beamtenverhältnis auch wieder aufheben kann, wenn's denn gar so sehr drückt.

Sonntag, 21. Januar 2018

Ein paar Worte


Natürlich soll man über Tote nur Gutes sagen, ihnen zumindest keine Schmähungen hinterherrotzen, doch betreibt man sicher keine Leichenschändung, wenn man sagt, dass der am Donnerstag überraschend verstorbene Charlie nicht immer ein einfacher Charakter war. Seinen Hass auf das herrschende System konnte ich noch gut verstehen, nicht zuletzt wegen der Kämpfe, die er als chronisch Kranker mit dem Jobcenter auszufechten hatte. Wie er sich aber des Öfteren förmlich verbiss in einzelne Leute, etwa andere Blogger, darunter welche, die politisch gar nicht mal so auseinanderlagen mit ihm, ging mir meist deutlich zu weit.

Samstag, 20. Januar 2018

No words.


Am heutigen Samstag, dem 20. Januar 2018, postete der altautonome zu Charlies letztem Beitrag auf dem Narrenschiff folgenden Kommentar:

Freitag, 19. Januar 2018

Unter der Sonne nichts Neues


Momentan ist man nicht sicher, was schlimmer ist: Der Eiertanz, den die Spezialdemokratie seit der Bundestagswahl veranstaltet, oder dessen mediale Aufarbeitung. Himmel, Himmel, Himmel, was ist nur mit der SPD los, wird da mit Stauneaugen und offenen Mundes gebarmt. Schau sich einer diese Zerrissenheit an! Mei oh mei, wo kommt die denn auf einmal her? Dabei müsste eigentlich jedem mit einem Rest nichtverschüttetem Zehnteklassewissen Geschichte im Brägen doch sonnenklar sein, dass das, was die SPD da seit einiger Zeit aufführt, nichts anderes ist als gelebte Normalität seit 1914. Man ist mehrheitlich eine kleinbürgerliche Partei, die mit dem Kapital gemeinsame Sache macht und sich einen linken Flügel hält, der ein wenig stören darf, aber nicht zu sehr. Die Jusos dürfen sich bisschen ausprobieren und sich die Hörner abstoßen, für Höheres kommt nur infrage, wer irgendwann vernünftigTM wird. So wie Andrea Nahles.

Mittwoch, 17. Januar 2018

Schmähkritik des Tages (14)


Heute: Robert Pfaller über Freiheit, vermeintlich linke Identitätspolitik und die Folgen

"Den Begriff »Freiheit« wenden viele derzeit fälschlicherweise auf ihr privates Leben an. Sie meinen mit »Freiheit«, dass sie ihren Launen, Identitäten, Befindlichkeiten und Empfindlichkeiten freien Lauf lassen dürfen. Freiheit ist aber genau das Gegenteil davon: Sie ist unsere Fähigkeit, diese »pathologischen« Neigungen, wie Immanuel Kant sagt, und Marotten hinter uns zu lassen. Erst dann werden wir zu etwas Allgemeinem, zu politischen Bürgern. Nur in dieser Eigenschaft können wir uns auch dauerhaft mit anderen solidarisieren: Denn wir können nicht mit den Befindlichkeiten der anderen solidarisch sein, sondern nur mit deren Fähigkeit, sie hinter sich zu lassen. […] Eine staatliche und mediale Pädagogik aber, die uns ständig als unmündige, empfindliche, verletzliche und kränkbare Wesen hinstellt, arbeitet am Gegenteil. Sie tut so, als ob die Befindlichkeiten der Menschen das Beste an ihnen wären, und fragt sie ständig: »Stört dich da nicht etwas? Sollen wir den anderen - und dir - vielleicht noch etwas verbieten?« Auf diese Weise macht die Politik, unterstützt von bestimmten Medien, aus den Menschen furchtsame, feige, gehorsame, traurige und neidische Wesen, die das Glück des anderen immer nur als Nachteil erleben können und für autoritäre Politik anfällig sind." (Der Standard, 14.07.2013)

Sonntag, 14. Januar 2018

De Bagger kütt


Wer die Quelle des sprichwörtlichen rheinischen Frohsinns erkunden will, muss raus aus Köln in Richtung Aachen, in die Kölner Bucht, ins rheinische Braunkohlerevier, wo die RWE, ehemals Rheinbraun, buddelt wie nicht gescheit. Man verlässt das quirlige Köln, das liebliche Rheintal, das bei Bonn beginnt, ist aber noch nicht in der herben, aber landschaftlich reizvollen Eifel angelangt, die erst hinter Aachen langsam losgeht. Hier verwandeln sie seit 100 Jahren den Planeten mithilfe immer gewaltigerer Maschinerie in eine Mondlandschaft. Und weil es praktischer ist, die Kohle gleich in der Nähe zu verarbeiten, das heißt vor allem, zu Strom zu verarbeiten, herrscht hier die höchste Dichte an Kohlekraftwerken, und sie sind riesig. Riesig wie die Löcher, die hier gegraben werden.