Sonntag, 31. Dezember 2017

2017, abgehakt


Ein seltsames Jahr, dieses fast verstrichene 2017. War es nun dasjenige, in dem das Nationale und Autoritäre (AfD, Erdogan, Kaczynski, Kurz, Orban, Trump etc.) endgültig und fürs Erste unwidderuflich sein hässlich Haupt erhob? Oder so gerade noch abgewendet werden konnnte (Macron, van der Bellen)? Das, in dem die Sozialdemokratie endgültig am Arsche war? Die EU jene nicht mehr kittbaren Risse bekam, die sie letzlich sprengen werden? War es das Jahr, in dem Frauen es sich endgültig nicht mehr gefallen lassen (#MeToo)? Oder nix von alledem, sondern nur ein weiteres doofes, zu früh mit Bedeutung überfrachtetes Jahr wie jedes andere? Sind so Fragen, die sich stellen, wenn man das beinahe vergangene Revue passieren lässt, wie's nicht wenige zu tun pflegen in diesen Tagen.

Freitag, 29. Dezember 2017

Jenseits der Blogroll - 12/2017


Ronny hat Gesellschaft bekommen

Wer schon länger hier unterwegs ist, weiß, dass ich über die Unsitte, zum neuen Jahr gute Vorsätze zu machen, eine sehr klare Meinung habe. Nämlich, dass das fast immer ein doofes Selbstkasteiungs- bzw. Selbstoptimierungsritual ist, das im Zweifel mehr Schaden anrichtet als dass es Nutzen bringt. Wenn es überhaupt irgendwas bringt. Als regelmäßiger Schwimmer weiß ich übrigens, wovon ich rede. Januar: Schwimmbäder packevoll. ("Im neuen Jahr gehe ich zwei Mal pro Woche schwimmen!") Mitte Februar: Alles wieder normal. Talk about Halbwertszeit. Anders liegt der Fall, wenn man sich etwas vornimmt, was das eigene und/oder das Leben anderer, vielleicht gar die Welt ein wenig schöner und besser macht. Zum Beispiel seinen Horizont zu erweitern.

Dienstag, 26. Dezember 2017

Grenzerfahrungen in der Konsumgesellschaft (15)


Es gibt diese Momente, in denen Regression mit Macht sich meldet. Vor einigen Jahren etwa kaufte ich in einem größeren Fachgeschäft einigen Bürobedarf ein. In diesem Geschäft befindet sich auch eine Spielwarenabteilung, in der unter anderem Teile des Sortiments der Firma Revell feilgehalten werden. Ich war einer dieser Revell- und Airfix-Jungs und daher standen die halbe deutsche und britische Flotte bzw. Luftwaffe der Epoche WK II im Kinderzimmer Gewehr bei Fuß, maßstabsgetreu und in Plastik. Mit zunehmender Erfahrung immer akkurater bemalt, versteht sich. (Später, mit fortschreitender Pubertät, als Hormone die Lösungsmitteldämpfe verdrängten, als Mädchen und Musik den Miniaturkriegsschiffen und -fliegern langsam den Rang abliefen, wurde der Krempel mithilfe von Chinaböllern fachmännisch gesprengt.) Ob dieser, meiner Vergangenheit juckte es mich schon gewaltig in den Fingern, einen Bausatz zu erwerben nebst den nötigen Farben und mal zu sehen, ob ich die Frickelei und Malerei noch draufhabe.

Sonntag, 24. Dezember 2017

In diesem Sinne...


... wünsche ich allen (un-)regelmäßigen Leser/innen, Sympathisantinn/en und Gegnerinn/en ein paar ruhige Tage, gleich, ob, mit wem oder in welcher Form sie begangen werden mögen. Für eventuelle Risiken und Nebenwirkungen hat Herr Malmsheimer den einen oder anderen Tipp parat:

Samstag, 23. Dezember 2017

Unter Wunderwuzzis


Also ventilierte Heinz Christian 'Bumsti' Strache (FPÖ), der mit den drei Bier und nunmehr seines Zeichens Vizekanzler der Republik Österreich, am letzten Wochenende:

"Wir wissen, dass wir keine Zauberer und Wunderwuzzis sind."


Nun bin ich nicht unbedingt ein intimer Kenner der internen Verhältnisse Österreichs. Doch bilde ich mir durch meine mehr oder minder regelmäßige Lektüre des Online-Angebots von 'profil' und 'Standard' ein zu wissen, dass das im diametralen Gegensatz steht zu jener propagandistischen Selbstdarstellung, die der nunmehr mächtigste Zahntechniker der Welt bis vor einiger Zeit unter dem Rubrum 'HC-Man' um sich so hat betreiben lassen.

Mittwoch, 20. Dezember 2017

Praktisches Geschenkelexikon, A-Z


2., durchgesehene Auflage

Es lässt sich nicht mehr übersehen: Der Geburtstag des Religionsstifters naht wieder einmal mit Riesenschritten. Und Weihnachtszeit ist hier von jeher auch Servicezeit gewesen. Nachdem letztes Jahr bereits die Neuauflage des Weihnachtslexikons erschienen ist, um umfassend über die zahlreichen rätselhaften Bräuche zu informieren, die in den Wochen vor dem Jahresende so praktiziert werden, ist dieses Jahr der Brauch des Schenkens bzw. dessen zahlreichen Fallstricke an der Reihe.

Sonntag, 17. Dezember 2017

Unheilige Allianzen


Die im wesentlichen hiesige '#Aufschrei'-Debatte hat sich weitgehend folgenlos totgelaufen. Gut, vielleicht nicht völlig. Die Sensibilität für unpassende Bemerkungen und Übergriffe mag hier und da gestiegen sein, will ich nicht völlig ausschließen. Aber sonst? Wir haben ein verschärftes Sexualstrafrecht. Aber nicht wegen '#aufschrei!', sondern weil die Kölner Silvesternacht 2015/16 von einem rechten, autoritätsgeilen Lynchmob gekapert wurde. Und sie ist auch an ihrer eigenen argumentativen Maßlosigkeit gescheitert. Einem überwiegenden Teil der Bevölkerung mag offenbar eine Logik nicht einleuchten, die einen anzüglichen Spruch auf eine Stufe stellen will mit einer vollzogenen Vergewaltigung. So als ob jemand, dem man aus 100 Metern Entfernung "Ey, willste inne Fresse, oder was?" hinterhergerufen hat, sich als  Gewaltopfer hinstellt.

Mittwoch, 13. Dezember 2017

Ronny des Monats - Lichterfest-Edition


Weihnachtszeit - Weihnachtsmarktzeit. Nein, Lichtermarktzeit natürlich, so viel Zeit muss sein in dieser linksgrünversifften, vor der von uns allen dunklen Mächten planmäßig exekutierten Islamisierung Deutschlands Männchen machenden Ecke im Weltnetz. Denn im Moment werden ja bekanntlich aus vorauseilendem Gehorsam gegenüber dem uns islamisierenden Islam nach und nach alle Weihnachtsmärkte abgeschafft und umbenannt. Etwa der im niedersächsischen Elmshorn unter dem Namen 'Lichtermarkt' stattfindende, wie die berufsvertriebene Krawallschachtel Erika Steinbach holmesgleich herausgefunden hat und sogleich twitterte: "Ich kenne kein Land außer Deutschland, das seine eigene Kultur und Tradition so über Bord wirft". Soso.

Montag, 11. Dezember 2017

Blödmannsverein Borussia 09


Es sieht so aus, als müssten Fans und Aktionäre des Ballspielverein Borussia Dortmund KGaA sich auf eine lange Durststrecke einstellen, während der der Verein in Zukunft allenfalls um die Tabellenmitte herumdümpeln wird. Der am Sonntag als neuer Trainer verpflichtete Peter Stöger ist sicher ein prima Kerl, doch dürfte auch ihm selbst klar sein, dass er noch weniger ist als eine Verlegenheitslösung. Stand halt gerade am Gang rum, nachdem er vom 1. FC Köln ebendort hingestellt worden war. Der FC hatte zuvor, vor allem dank des nunmehr in China kickenden Topscorers Anthony Modeste, einen Höhenflug bis in die Europa League hingelegt und wurde danach binnen weniger Monate, ebenfalls unter Stögers Regie, ans Tabellenende duchgereicht. Man fragt sich, ob im ganzen großen Trainerstab des BVB nicht irgendwo ein Jugend- oder Nachwuchstrainer frei war, der wenigstens ein paar Monate hätte übernehmen können, bis man sich zumindest ein paar andere Kandidaten angegeschaut hätte.

Samstag, 9. Dezember 2017

Immerhin konsequent


Eine kleine Preisfrage (weil, ich bin ja kein Arzt): Angenommen, ein Patient ist zwei Mal mit Anlauf, die Rübe voraus, ohne Helm und ungebremst vor eine stabile Wand gerannt. Beide Male war er überzeugt, als Sieger aus dem Duell hervorzugehen und die Wand einzureißen, ist aber beide Male mit einem Schädelbruch in der Klinik gelandet. Wenn dieser Patient, der hoch und heilig versprochen hat, das nie mehr wieder zu tun, nunmehr drauf und dran ist ist, das ein drittes Mal zu versuchen, wieder ohne Helm, und erklärt, dieses Mal würde es aber ganz bestimmt klappen, weil er jetzt mehr Anlauf nähme - wie nennt man so ein Krankheitsbild? Ich weiß, Ferndiagnosen sind gerade im Feld der psychischen Erkrankungen nicht unproblematisch, aber gesund ist das garantiert nicht. Aber konsequent, immerhin. So wie die SPD.

Dienstag, 5. Dezember 2017

Schmähkritik des Tages (13)


Heute: Vincent Klink über den Zustand der Gastronomie

"Siebzig Prozent der Gastronomie-Azubis halten die Lehre nicht durch. Die Ausbildungszeit gilt als hart. Sie wird aber meist so empfunden, weil größtenteils langweiliger Mist gekocht wird. Meiner Ansicht nach sind die Gründe nicht bei einer schlaffen Jugend zu suchen, sondern es liegt an den schlechten Betrieben, welche in Deutschland die absolute Mehrheit einnehmen. Gräbt man noch tiefer, schlägt man aber beim Verbraucher auf, dem es nicht billig genug sein kann, der seinen Bauch als Mülldeponie akzeptiert und der sich nicht um gastronomische Mitarbeiter und um Lebensmittelqualität schert.

Sonntag, 3. Dezember 2017

Über Stammitaliener


Gibt ja verschiedene Anzeichen dafür, dass man langsam alt wird. Da sinkst du zum Beispiel beim traditionellen halbjährlichen Bowlen mit den alten Kumpels auf die Knie, aus lauter Dankbarkeit, endlich einen Strike hinbekommen zu haben. Früher wärst du mit einem lockeren Schwung in die Hocke und einem Hüpfer wieder oben gewesen. Jetzt? Nun ja. Früher erschien dir ein komplett ruhiges Wochenende ohne jegliche 'aufregende' Aktivitäten als unmittelbare Vorstufe zum finalen Umzug in eine Senioreneinrichtung, inzwischen findest du es ziemlich okay. Du versuchst, etwas Geld zu sparen für den Notfall, weil du nicht mehr Eltern, Freunde und/oder Verwandte anpumpen magst, wenn die Waschmaschine kaputt ist. Du lässt eine Flasche Wein auch mal ein paar Monate liegen, anstatt sie sofort aufzumachen und auszusaufen. Du machst dir überhaupt Gedanken um Gesundheit. Weil Gesundheit halt nicht mehr so selbstverständlich ist.

Donnerstag, 30. November 2017

Das Böse auf unseren Feldern


Von Zeit zu Zeit, wenn alle sich total einig sind und es ganz irre kuschelig wird und alles im Prinzip gaaanz einfach ist, finde ich das suspekt und bin dagegen. Dass ich damit mitunter Leute vor den Kopf stoße, ist mir bewusst, nehme ich aber in Kauf. Keine Ahnung, ob's bloß sehr spätjuvenile Lust am Abweichlertum ist. Zwar habe auch ich meine Roten Linien, meine aber, dass simples Schwarzweißdenken der Aufklärung niemals dienlich ist und alle gegen einen niemanden weiterbringt, egal wo. Und dann muss es auch mal stauben. Ich halte das aus. Das war damals bei Böhmermann so, das war kürzlich in der Causa Jebsen der Fall. Wenn Menschen einem nichtssagenden Modepüppchen, das einen schlimmen Song aufgenommen hat, deswegen Mord und sexuelle Gewalt androhen, vermag ich auf der Stelle zum glühenden Fan der Dame zu mutieren. Aus Prinzip. Es muss schon gegen eine Arschgeige von hohen Graden gehen, wenn ich einen Shitstorm begrüße.

Dienstag, 28. November 2017

Bald ist Weihnachten


Und da galt es früher immer, an die eingemauerten Brüder und Schwestern in der Sowjetzone zu denken. Betraf mich mangels Verwandten drüben jetzt nicht so. Weil es aber die Zeit war, in der schon Anführungszeichen ein politisches Statement sein konnten, bekam ich sehr wohl mit, dass die konservative Hälfte der Erwachsenen einen andauernd dazu bringen wollte, in der Vorweihnachtszeit Kerzen ins Fenster zu stellen. Oder Pakete zu verschicken.

Sonntag, 26. November 2017

Asozialticket in schwarzgelb


25,77 Euro pro Monat sind 2017 im Hartz-IV-Regelsatz von (noch) 409 Euro für Verkehr vorgesehen. Also für Mobilität, nicht für Verhütung. 37,80 Euro kostet momentan im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr das Sozialticket im Monat. Damit kann man im ganzen Stadtgebiet bzw. Kreisgebiet einen Monat lang fahren. Noch. Denn die CDU-/FDP-geführte Landesregierung will das Ticket in Nordrhein-Westfalen ab 2018 abschaffen. Die geschätzten 40 Millionen Euro, die man sich dadurch einzusparen erhofft, sollen in den Straßenbau fließen. Soso. Aha. Ein Kilometer Autobahn kostet zwischen sechs und 20 Millionen Euro. 40 Millionen will man einsparen, indem man das Sozialticket streicht. Davon kann man, so die obigen Zahlen korrekt sind, also zwischen zwei und sechs Kilometer Autobahn bauen bzw. instand halten. Wer schon einmal per Auto in NRW unterwegs war, der weiß: Wenn das die Verkehrssituation im Lande nicht schlagartig verbessern wird, dann hilft gar nix mehr.

Mittwoch, 22. November 2017

Kopflos, Weimar, Bullerbü


Man wird zweifellos alt. So hätte ich noch vor Tagen niemals gedacht, dass ich für Christian Lindner und die FDP mal so etwas wie Dankbarkeit empfinden würde. Ja, richtig gelesen. Lindner. FDP. Dankbar. Ich. Weil sie uns allen einen großen Dienst erwiesen haben, indem sie das Jamaika-Tauziehen einseitig gecancelt haben. Und dafür sogar in Kauf nehmen, zeitweise den traditionell der SPD vorbehaltenen Ehrentitel der Vaterlandslosen GesellenTM angepatzt zu kriegen. Denn wer sich weigere, eine Regierung zu bilden, so wird nunmehr im hohen Tone moralischer Empörung verfügt, der versündige sich am Gemeinwohl. Putzig, wenn welche, die sich kaum jemals etwas anderem als dem Eigennutz verpflichtet gesehen haben (ob nun dem eigenen oder demjenigen interessierter Kreise bzw. Peergroups), plötzlich das Gemeinwohl wiederentdecken.

Sonntag, 19. November 2017

Babylon Berlin


Da wurde, wie es heißt, auf Intervention des Berliner Kultursenators Klaus Lederer (Linke) die Verleihung des 'Karlspreises' (nicht zu verwechseln mit dem Aachener) an Ken Jebsen abgesagt, die im Berliner Kino 'Babylon' stattfinden sollte, und Teile des Netzes wähnen sich endgültig im Vierten Reich angekommen. Jetzt ginge es endgültig los, barmen sie in voller Ausübung ihrer Redefreiheit, Staatszensur, kein Zweifel, die Redefreiheit werde nunmehr endgültig abgeschafft.

Ist natürlich, wie so oft, hysterischer Quatsch. Die Ironie ist doch, dass nirgends der drohende Verlust von Meinungs- und Redefreiheit heftiger bejammert wird als dort, wo sie am hemmungs- und schrankenlosesten praktiziert wird. Jebsen darf weiterhin seine Webseite betreiben und sich öffentlich äußern, ohne dass ihm das jemand verbieten würde oder könnte. Nur gibt es kein Menschenrecht darauf, dass einem immer und überall ein Forum dafür geboten wird. Das Kino 'Babylon', in dem das Event steigen sollte, kassiert Fördermittel aus Steuern und muss es daher hinnehmen, dass die Politik sich beizeiten einschaltet, so vertraglich nicht anders geregelt. Wer damit ein Problem hat, muss sich nach einer anderen Location umsehen. Überdies scheint Lederer im Rahmen seiner Kompetenzen gehandelt zu haben, sollte das nicht der Fall gewesen sein, dann besteht die Möglichkeit, gerichtlich dagegen vorzugehen. Es wäre nicht der erste Prozess, den ein Bundesland verlöre und würde nicht der letzte bleiben.

Freitag, 17. November 2017

Tesla-Terror


Obwohl zeitweiser Autofahrer, hasse ich die Gurkerei meistens. Sicher, in einem netten Spaßwagen, vielleicht einem offenen Roadster, bei entsprechendem Wetter, die passende Musik dazu, über kurvige münsterländische Land- oder gebirgige Bergstraßen zu gondeln, dem könnte ich schon was abgewinnen. Die tagtägliche Karrerei aber, die vor allem darin besteht, sich über verstopfte Straßen quälen und die automobile Inkompetenz sowie das fehlende Sozialverhalten von geschätzt 30 Prozent imbeziler Mitverkehrsteilnehmer ertragen zu müssen, ist nichts weniger als nervig. Warum tue ich mir das noch an? Nun, weil ich manchmal doch ein Auto brauche, das Fahrrad nicht alle Probleme löst, Car Sharing in meiner Gegend nicht nennenswert vertreten ist und man sich als nicht allzu dolle Verdienender zwischen Dauerkarte für Öffis und Auto entscheiden muss. Leider.

Dienstag, 14. November 2017

Schmähkritik des Tages (12)


Heute: Heinz-Josef Bontrup über die absehbaren Folgen einer 'Jamaika'-Koalition

"Was soll im Ergebnis herauskommen, wenn sich vier neoliberale Parteien beziehungsweise ihr sogenanntes Spitzenpersonal auf eine Koalition verständigen? Die Prognose ist leicht: In vier Jahren wird es in Deutschland noch mehr Arme, Arbeitslose und prekär Beschäftigte geben. Der Umwelt wird es nicht besser gehen. Die Energie- und Klimaziele werden verfehlt werden. Die Altersarmut größer und die Vermögenden noch reicher sein. Die extreme Rechte wird weiteren Zulauf bekommen und am Verfall der EU wird die deutsche Jamaika-Regierung mit ihrer neoliberalen Wirtschaftspolitik kräftig mitgemischt haben. Am Ende bleibt 2021 nur gesellschaftlicher Jamaika-Frust. […]" (Heinz-Josef Bontrup in: Frankfurter Rundschau vom 13.11.2017)

Samstag, 11. November 2017

Ronny des Monats - November 2017


Kinners, ist der Monat schon wieder rum? Zeit für die Ronny-Verleihung. Und dieses Mal muss ich wirklich ein Kompliment aussprechen. Sind das bereits die ersten Auswirkungen des neuen Bundestages? So fleißig wie diesen Monat jedenfalls wurde sich selten beworben. Dadurch geraten die üblichen Ekligkeiten wie etwa rassistische Übergriffe in öffentlichen Verkehrsmitteln (z.B. in Bottrop und Halle) etwas in den Hintergrund, sollen aber trotzdem erwähnt werden. Was gab es noch? Es sollen, wie das einzig wahre Nachrichtenmagazin meldet, immer mehr deutsche Rechte beim ukrainischen Freiwilligenbataillon 'Asov' anheuern, weil sie angeblich Europa vor dem Aussterben retten wollen. Brav. Endlich kann man ihnen sagen: "Dann geh' doch nach drüben, wenn's dir hier nicht gefällt!" und hat neben Polen und Ungarn noch eine weitere Anlaufstelle für sie.

Die Top 5 des Monats November:

Donnerstag, 9. November 2017

Lest we forget


Am 9. November 1938 versuchten SA-Trupps die Synagoge meiner Heimatstadt in Brand zu setzen, was aber misslang. Die angegliederte Schule, das Gemeindezentrum und andere jüdische Einrichtungen wurden vandalisiert und geplündert. Die Synagoge brannte nicht aus, wurde aber stark beschädigt. Die Reste wurden eingerissen, abgetragen, das Gelände wurde planiert und die Kosten der Jüdischen Gemeinde in Rechnung gestellt. Hilde Auerbach, Ehefrau von Rabbi Dr. Selig Auerbach und Überlebende, erinnerte sich 1986:

Mittwoch, 8. November 2017

Ressentiments vs. Logik


Das Abendland geht mal wieder unter. Berliner Polizeischüler mit Migrationshintergrund seien, den Aussagen von Lehrern und Ausbildern zufolge, in jüngster Zeit wiederholt durch respektloses und unangemessenes Verhalten aufgefallen. Ohne etwas dagegen ausrichten zu können, schwirren mir angesichts solcher Meldungen spontan zwei Fragen im Kopfe herum: Erstens, nach welchen Kriterien und mit welchen Verfahren angehende Berliner Ordnungshüter so ausgewählt werden. Zweitens, wie es um die Qualität der Ausbilder so bestellt ist. Kann und mag ich beides nicht beurteilen. Meine Phantasie und meine Berufserfahrung reichen aber schon für einiges, sowohl auf Seiten von Auszubildenden und Ausbildern.

Samstag, 4. November 2017

Warum immer reden?


Jetzt, gut siebzig Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieges, da die, die ihn noch erleben mussten, nach und nach leiser werden, bis sie bald ganz verstummen werden, geht der politische Diskurs in Deutschland ungefähr so: Mögen Rechte provozieren, pöbeln, prügeln, morden, brandschatzen gar, die wahre Gefahr geht von Linken aus. Denn die wollen irgendwie alle enteignen, zünden Autos an und sind derart arrogant und von Hass zerfressen, dass sie besorgten, allein von Sorge ums deutsche Vaterland getriebenen Bürgern roh das Gespräch verweigern. Man müsse mit Rechten reden, so lautet der momentan durchs Dorf getriebene Imperativ, als handele es sich um ein paar Lausejungs, die etwas ausgefressen haben. Aktuell wird das per Buch ventiliert von Per Leo, Maximilian Steinbeis und Daniel-Pascal Zorn, die einen 'Leitfaden' zum Thema verzapft haben.

Mittwoch, 1. November 2017

Asterix am A...


So denn, der neue 'Asterix'-Band ist vorletzte Woche erschienen. Der dritte, nach dem Albert Uderzo eingesehen hat, dass er's nicht mehr wirklich bringt und an Jean-Yves Ferri und Didier Conrad übergeben hat, die die Reihe seitdem fortsetzen. Nach Italien soll es unsere beiden Lieblingsgallier dieses Mal verschlagen, dort waren sie erst zwei Mal. Um ein Wagenrennen über die gesamte Halbinsel soll es gehen, so war zu erfahren. Klang nicht unreizvoll für mich. Zumal das an 'Tour de France' anknüpft, nach Meinung vieler, unter anderem meiner, einer der gelungensten Bände der ganzen Reihe. Grund zu vorsichtigem Optimismus gab es ja. Die beiden letzten Bände 'Asterix bei den Pikten' und 'Das Papyrus des Cäsar', waren eingermaßen gelungen und enthielten nicht unflotte Anspielungen auf aktuelle Entwicklungen. Noch nicht die alte Qualität, so das überhaupt möglich ist, aber mit Potenzial, habe ich gedacht.

Dienstag, 31. Oktober 2017

Großer Kürbis reloaded


(Zweite, durchgesehene Auflage)

Es ist wieder so weit: Das Fest des großen Kürbis ist da. Bizarr bis gruselig herausgeputzte Kinder erpressen von den Nachbarn Süßigkeiten und nicht minder zurecht gemachte Erwachsene strömen in Scharen zu Halloween-Partys, auf denen sie die Nacht zum Tage werden lassen, um den folgenden Morgen des stillen Allerheiligen-Tages in gebührender Wortkargheit zu begehen. Schließlich sind auch die Supermärkte seit einiger Zeit nicht nur voller Weihnachtsgebäck, sondern auch voller Horror-Zubehör. Das gefällt nicht allen. So bezog zum Beispiel in Polen die katholische Kirche schon vor Jahren mutig Stellung gegen das satanische Fest, an dem Okkultismus und Zauberei gehuldigt werde. Auch hierzulande ist man auf der Hut: Weil gewisse, sehr deutsche Dödel sich nicht nur in jeder freien Minute auf Traditionen besinnen, sondern auch sonst voll kritisch durchblicken, ist man in diesen Kreisen schwer um die einheimische Kultur besorgt. Von amerikanischem Kulturimperialismus wird da gern gemoppert. Müssen wir denn wirklich immer alles mitmachen, was von dort kommt? Und überhaupt sei das doch alles eh nur Kommerz und jappjappjapp.

Sonntag, 29. Oktober 2017

Burgermeister Attila


Vielleicht ist es ein Fehler, diesen Beitrag zu schreiben. Denn er verschafft Attila Hildmann, seines Zeichens Oberveganer und Chefmimose der Nation, weitere Aufmerksamkeit, wenn auch in bescheidenem Rahmen. Und darum allein scheint's ihm, hierin nervenden Epigonen wie Til Schweiger und Oliver Pocher nicht unähnlich, bestellt zu sein. Für alle, die es nicht mitbekommen haben sollten: Eine Mitarbeiterin des 'Tagesspiegel' war nach einem Besuch in Hildmanns Berliner Schnellrestaurant ein wenig unterwältigt. Ihr Fazit lautete in etwa, dass Hildmanns Besserweltbutze mitnichten ein weltlicher Wallfahrtsort des Genusses und der Achtsamkeit gegenüber Bruder Brathuhn und Schwester Spanferkel ist, sondern im Prinzip nichts anders als eine fettmiefende Frittenschmiede, in der hygienisch herausgeforderte Stiernacken zwar tierfreien, aber schwer genießbaren Fraß zu überteuerten Preisen verabfolgen.

Freitag, 27. Oktober 2017

Fundstücke (2)


Diskrete Gabel

Da hatte ich doch in meiner mit galaktisch nur rudimentär umrissenen Ignoranz immer geglaubt, es gehöre in fernöstlichen Regionen geradezu zum guten Ton, beim essen möglichst geräuschvoll zu schlürfen. Doch weit gefehlt! The times, they are-a changin', auch in Japan wird allzu lautes Geschlabber, man liest es mit Erstaunen, von immer mehr Menschen offenbar als lästig empfunden. Daher hat ein Hersteller von Fertignudelsuppen eine Hightechgabel entwickelt, die derartige Geräusche, analog zur diskreten Toilette, in Zukunft dämpfen soll, wie der 'Standard' meldet:

Dienstag, 24. Oktober 2017

Ein Jubiläum (4)


Heute vor 100 Jahren, am 24. Oktober 1917, begann die Schlacht bei Caporetto.

Im Nachhinein, oder ex post facto, wie's distinguierter heißt, ist man bekanntlich immer schlauer. In der Rückschau erscheint uns nachfolgenden Generationen die Niederlage der Mittelmächte am Ende des ersten Weltkrieges geradezu zwingend. Die katastrophale Versorgungslage, der nach Jahren des Gemetzels langsam versiegende Nachschub an Soldaten (ab 1917 war man dazu übergegangen, auch 17jährige einzuziehen), während die Ententemächte solche Sorgen nicht hatten. Ihnen standen nicht nur die Weltmärkte offen, sondern ab 1917 auch das Menschenreservoir der USA. Konnte nicht anders kommen. Zeitgenossen sahen das Ende 1917 ganz anders. Mochten die Deutschen schlecht ernährt sein und in Uniformen herumlaufen, die immer mehr Lumpen glichen, vor ihrer Kampfkraft hatte man gehörigen Respekt und sah sich keineswegs auf der Siegerstraße.

Samstag, 21. Oktober 2017

Alte Tugenden im Sündenbabel


Dank eines lieben Menschen mit Sky-Abo und HDD-Recorder war ich als Nurgebührenberapper nunmehr in der Lage, die ersten Folgen der mit 40 Mille Kosten teuersten deutschen und vom nationalen Föjetong bejubelten Serie 'Babylon Berlin' anzuschauen. Und? Habe ich das Licht gesehen? Hat deutsches Fernsehen nunmehr endlich Weltniveau? Sind wir endlich wieder wer? Nun ja. Nennen wir es einen Rückfall in alte Tugenden.

Es geht um den Kölner Kommissar Gereon Rath (Volker Bruch), der 1929 für Ermittlungen nach Berlin entsandt wird. Weil er durchaus Eindruck hinterlässt und er vom quirligen Leben der Roaring Twenties fasziniert ist, verschlägt es ihn, obwohl familiär im Rheinischen gebunden, bald ganz nach Berlin. Parallel dazu wird die Geschichte von Charlotte 'Lotte' Ritter (Liv Lisa Fries) erzählt. Die hat einen Schlafplatz im Hinterhaus einer heruntergekommenen Mietskaserne und verdingt sich tagsüber als Tagelöhnerin im Polizeipräsidium, wofür sie sich immer wieder einer unwürdigen Prozedur unterziehen muss. Jeden Morgen prügeln sie und ihre Konkurrentinnen sich förmlich um einem der raren Arbeitsaufträge wie Hungernde um Brotkrumen, die ihnen hingeworfen werden. Als sie einen Auftrag für mehrere Wochen am Stück ergattert, wird sie allgemein beneidet. Nachts tanzt sie sich im 'Moka Efti', das als eine Art Berghain Anno Tobak inszeniert wird, die Seele aus dem Leib und prostituiert sich im Hinterzimmer. Eine von geschätzt knapp 50.000 'Halbseidenen' im damaligen Berlin. Meist schläft sie überhaupt nicht - ein Pensum, das auch für eine junge Frau eigentlich nur durch das seinerzeit reichlich verfügbare Kokain erklärbar ist. Aber auch verständlich ist, denn so wie sie sollte niemand schlafen müssen.

Donnerstag, 19. Oktober 2017

Auch mal schön...


so zwischendurch, so eine kleine Pause vom üblichen Politgebrassel: Indian Summer (na ja, noch nicht so richtig) im Freilichtmuseum Hagen. Eine sehr schöne, bis auf den üblichen (und wohl unvermeidlichen) Museumsshop vergleichsweise wenig durchkommerzialisierte Einrichtung übrigens, ein Besuch bei gutem Wetter ist sehr zu empfehlen. Was aber heuer nur noch bis 31. Oktober möglich ist. Und zum Weihnachtsmarkt am ersten Dezemberwochenende. Aber das stelle ich mir, sagen wir mal, gut besucht vor.

Montag, 16. Oktober 2017

Schmerzfrei originalverkorkst


Es gibt diese herrlich verstörenden Momente im Leben, in denen Fiktion, besser noch Satire, von der Wirklichkeit nicht nur ein-, sondern überholt wird. Vielen dürfte zum Beispiel das Weingut Pallhuber und Söhne aus dem Sketch von Loriot ein Begriff sein. Für das Weingut war dort ein trinkfester, rotgesichtiger, schnapsnasiger Vertreter namens Blümel auf Reisen, um arglose Hausfrauen zu beschickern und ihnen, sobald genügend beschwipst, die Produkte des Hauses aufzuschwatzen ("abgefüllt und originalverkorkst..."). Als die Konkurrenz von der Staubsaugerbranche hinzukam ("Es saugt und bläst der Heinzelmann..."), endete der Vormittag in allgemeinem Besäufnis und Chaos.

Samstag, 14. Oktober 2017

Zur Causa Weinstein


Der Önophile weiß: Steinwein ist gut, Weinstein verdirbt den Tag. Spitzengag als Aufhänger! Ab jetzt wird es weniger lustig. Mein Problem mit Männern wie Harvey Weinstein ist, dass Typen wie er wieder mal die ganze Innung in Verruf bringen, weil er Männer per se als schwanzgesteuerte Wüstlinge erscheinen lässt. (Wenn die Vorwürfe gegen ihn sich denn als begründet erweisen.) Dergleichen sozialdarwinistische Alpha-Männlichkeit ist nicht meine und mir daher fremd. Diese Wahrnehmung der Welt als sexueller Selbstbedienungsladen, in der ich glaube, wegen ein paar beschissener Dollars auf meinem Konto das Recht zu haben, mit Frauen frei nach Mutwillen umzuspringen und meine Frau, die mehr eine Art Statussymbol ist, nach Lust und Laune zu hintergehen. Nicht mein Menschenbild, nicht meine Werte, so was.

Ja, ich weiß, jeder Macho behauptet im Zweifel, ganz anders zu sein. Kennen wir. Trotzdem, bin ich der einzige, dem es ein wenig schwummrig wird, ob der Sicherheit, mit der Weinstein überall bereits behandelt wird wie ein rechtskräftig verurteilter Verbrecher?

Donnerstag, 12. Oktober 2017

Ronny des Monats - Oktober 2017


So denn, der Zehnte des Monats ist mal wieder rum – Zeit für die fällige Ronny-Verleihung. Natürlich hat es auch diesen Monat wieder viel an Gewalt und Kleinkriminalität von rechts gegeben (die unter anderem hier akribisch dokumentiert wird), die aber nicht schlimm ist, weil linke Gewalt ja noch viel, viel tausende Male schlimmerer ist. Ätsch! Medial überlagert wurde vieles vom Wahlergebnis der AfD, die sich, nicht zuletzt dank ihres Höcke-Flügels, hier schon den einen oder anderen Ronny abgeholt hat. Aber auch die anderen übelriechenden braunen Sumpfdotterblumen am Wegesrand sollen darüber nicht in Vergessenheit geraten. Ladies and Gentlemen, die Top 5 des Monats Oktober: